Braune Zelle Zwickau wehrt sich gegen rechtes Image

Kundgebung gegen rechte Gewalt in Zwickau: "Nazis raus"
Foto: dapdZwickau - Seit der Aufdeckung der Neonazi-Morde kommt Zwickau nicht mehr aus den Schlagzeilen. Am Freitag haben sich Bürger der sächsischen Stadt in einer Kundgebung mit rund 1500 Teilnehmern vom Rechtsterrorismus distanziert.
"Wir sind nicht braun", ruft Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) den Menschen zu und erntet zustimmenden Applaus. Viele der rund 93.000 Zwickauer sind noch immer fassungslos, dass die rechtsextremen Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die hinter den Morden an neun Migranten und einer Polizistin stehen sollen, jahrelang unbemerkt unter ihnen gelebt haben.
Viele Menschen auf dem Zwickauer Georgenplatz haben Kerzen entzündet, um der Opfer des rechtsextremen Trios zu gedenken. Sie folgten einem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Stadtverwaltung. Es solle deutlich gemacht werden, dass Zwickau "keine Heimstätte braunen Terrors" sei, heißt es in dem gemeinsamen Aufruf zur Kundgebung. "Wir fühlen uns als Region stigmatisiert", sagt Holm Günther, Oberbürgermeister aus dem benachbarten Crimmitschau, der den Appell aus Zwickau unterstützt.
"Was immer die Behörden getan haben, es war nicht ausreichend"
Auch das Zwickauer Bündnis für Demokratie und Toleranz, in dem sich seit Jahren Vereine, Parteien, Kirche und Jugendorganisationen engagieren, wehrt sich dagegen, das der Stadt nun ein "brauner" Stempel aufgedrückt wird. Deutschland habe offensichtlich ein Problem mit Rechtsterrorismus und Rechtsextremismus - "nicht eine Stadt oder ein Bundesland und erst recht nicht nur der 'Osten'", heißt es in einer Erklärung.
Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) bekräftigte in Zwickau am Freitag, es werde alles getan, um die Hintergründe der Mordserie so schnell wie möglich aufzuklären. "Was immer die Behörden getan haben, es war nicht ausreichend, um das Trio aufzuspüren", sagte er auf der Kundgebung.
Neben Zschäpe sitzen bislang zwei mutmaßliche Unterstützter des Trios in Untersuchungshaft. Weiterer Verdächtige haben die Ermittler im Visier. Die Aufdeckung der rechten Mordserie hat eine Debatte um Pannen der Ermittlungsbehörden und ein erneutes NPD-Verbot entfacht.