Buback-Nachruf "Trotzkopf" Trittin räumt Fehler ein
Hamburg - Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hat Fehler im Umgang mit dem so genannten "Mescalero"-Brief eingestanden. Er habe als Student in der Auseinandersetzung um den umstrittenen Nachruf auf den ermordeten Generalbundesanwalt Siegfried Buback "auf eine vielleicht zu trotzköpfige Art" die Meinungsfreiheit verteidigen wollen, sagte Trittin dem am Donnerstag erscheinenden Hamburger Magazin "Stern". Das würde er heute "mit Sicherheit" nicht mehr tun. In dem Brief bekundet ein anonymer Autor seine "klammheimliche Freude" über Bubacks Tod, um anschließend Gewalt als politisches Mittel abzulehnen. Trittin gestand ein, er habe damals nicht sehen wollen, dass unabhängig vom Inhalt "allein die Sprache für die Angehörigen der Opfer unerträglich" gewesen sein musste. "Das war ein schwerer Fehler."
Trittin studierte in den siebziger Jahren in Göttingen und war Mitglied des Kommunistischen Bundes. "Wir kämpften gegen Berufsverbote und gegen Atomkraftwerke, für Meinungsfreiheit und für Frauenemanzipation", sagte der Minister dem Magazin. Aber er wolle das nicht verniedlichen: "Wir wollten einen anderen Staat."
Er persönlich habe niemals Gewalt angewendet: "Mir ist das immer fremd geblieben." Um richtig auf jemanden loszugehen, sei er "vielleicht zu ängstlich, zu zurückhaltend" gewesen: "Ich konnte das nie." In Göttingen habe er sich an Hausbesetzungen beteiligt: "Das war illegal, aber nicht militant und auch nicht gewalttätig." Später seien viele Häuser in Studentenwohnheime umgewandelt worden.
Der Umweltminister sieht in seiner Vergangenheit keinen Grund, zurückzutreten: "Die meisten wissen, wer ich bin und woher ich komme. Ich wäre schon dankbar, wenn man mich für meine Arbeit beurteilen würde." Die Opposition versuche, die Regierung auseinander zu treiben, indem sie zentrale Figuren der Koalition persönlich angreife. Das sei schon bei Joschka Fischer gescheitert. Trittin wies Forderungen der Union zurück, die Grünen müssten ihr Verhältnis zur Gewalt klären. Die Grünen seien die Partei, die sich 1980 mit dem Bekenntnis zur Gewaltfreiheit gegründet hätte.
Zu den angekündigten Protesten gegen Castor-Transporte sagte der grüne Politiker: "Es ist politisch nicht gerechtfertigt, dagegen zu protestieren. Es ist nicht per se jede Demo, jede Sitzblockade richtig." Deutschland müsse den Atommüll aus Frankreich zurücknehmen. "Ich kann nicht akzeptieren, dass wir unser Müllproblem anderen Ländern aufladen."