SPIEGEL-Umfrage zur Wahl in Hamburg SPD baut Vorsprung aus

Kurz vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg gelingt es den Grünen laut einer SPIEGEL-Umfrage nicht, ihren Rückstand auf die SPD zu verringern - im Gegenteil. Die FDP rutscht leicht ab und muss bangen.
Hamburgs Regierungschef Peter Tschentscher: SPD laut Umfrage klar stärkste Kraft

Hamburgs Regierungschef Peter Tschentscher: SPD laut Umfrage klar stärkste Kraft

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Christian Charisius/ dpa

Wenige Tage vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg vergrößert die SPD in einer aktuellen SPIEGEL-Umfrage ihren Vorsprung auf die Grünen. Von dem engen Rennen, das sich die Koalitionspartner noch vor einigen Wochen in Umfragen lieferten, ist aktuell nichts mehr zu sehen.

In der neuen repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey erreichen die Sozialdemokraten rund 35 Prozent. Damit wären sie mit Abstand stärkste Kraft. Im Vergleich zur SPIEGEL-Umfrage vor einem Monat ist das ein Plus von rund fünf Prozentpunkten. Die Grünen bleiben quasi unverändert und liegen nun mit 24,5 Prozent auf dem zweiten Platz. Die rot-grüne Koalition in der Bürgerschaft ließe sich so mit komfortabler Mehrheit fortsetzen (eine Bilanz des TV-Duells zwischen SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher und seiner grünen Herausforderin Katharina Fegebank lesen Sie hier).

Für die Erhebung wurden zwischen dem 5. und 19. Februar insgesamt 3468 Wahlberechtigte in Hamburg online befragt. Der statistische Fehler beträgt 2,8 Prozentpunkte. Die Umfrage zeigt die Präferenzen der Befragten - doch bis zur Schließung der Wahllokale sind es noch vier volle Tage, in denen sich die Wähler umentscheiden oder überhaupt erst festlegen können, beispielsweise aus taktischen Gründen. Dieser Effekt ließ sich etwa bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen im vergangenen Jahr beobachten. Auch aktuelle Ereignisse im Wahlkampf können die Wähler noch kurzfristig beeinflussen.

Tschentscher, Nachfolger von Olaf Scholz als Erster Bürgermeister, geriet zuletzt wegen Anschuldigungen in der Cum-Ex-Affäre unter Druck. Banken hatten sich Steuern erstatten lassen, die sie gar nicht bezahlt hatten. Die Hamburger Finanzverwaltung hatte Ende 2016 darauf verzichtet, 47 Millionen Euro von der Hamburger Bank M.M. Warburg zurückzufordern. Tschentscher wehrt sich gegen den Vorwurf einer politischen Einflussnahme.

Das Ergebnis der SPIEGEL-Umfrage zeigt, dass der SPD selbst bei optimistischer Auslegung ein deutlicher Verlust droht. Bei der Bürgerschaftswahl 2015 holten die Sozialdemokraten mit Spitzenkandidat Scholz, heute Bundesfinanzminister, noch 45,6 Prozent. Die Grünen würden mit einem Ergebnis um 25 Prozent ihren Stimmenanteil im Vergleich zur vergangenen Wahl verdoppeln. Dennoch könnte ein zweiter Platz als leichte Enttäuschung wahrgenommen werden, nachdem die Partei in Umfragen zwischenzeitlich mit der SPD nahezu gleichauf lag.

Kaum Bewegung gibt es hingegen bei CDU (13,8 Prozent) und Linken (8,6 Prozent). Beide Parteien schneiden nicht nur sehr ähnlich ab wie im Januar, sondern auch wie 2015. Die AfD, die damals mit 6,1 Prozent in die Bürgerschaft einzog, erreicht in der jüngsten Erhebung rund acht Prozent.

Am kritischsten ist die Situation der FDP, die in der Umfrage auf 5,2 Prozent kommt. Der Wert bestätigt den Trend der vergangenen Wochen auch auf Bundesebene, wo die FDP nach dem Debakel um den Thüringer Fraktionschef Thomas Kemmerich und dessen Wahl zum Ministerpräsidenten ebenfalls leicht in der Wählergunst verlor. In der SPIEGEL-Umfrage von Januar lag die Partei in Hamburg noch bei etwa sieben Prozent, was dem Ergebnis von 2015 entsprach.

Alle anderen Parteien wurden in der Umfrage nicht separat erhoben. Eine Übersicht der zugelassenen Landes- und Wahlkreislisten finden Sie hier .

Das Meinungsforschungsinstitut Civey arbeitet mit einem mehrstufigen vollautomatisierten Verfahren. Alle repräsentativen Echtzeitumfragen werden in einem deutschlandweiten Netzwerk aus mehr als 20.000 Websites ausgespielt ("Riversampling"), es werden also nicht nur Nutzer von SPIEGEL ONLINE befragt. Jeder kann online an den Befragungen teilnehmen und wird mit seinen Antworten im repräsentativen Ergebnis berücksichtigt, sofern er sich registriert hat. Aus diesen Nutzern zieht Civey eine quotierte Stichprobe, die sicherstellt, dass sie beispielsweise in den Merkmalen Alter, Geschlecht und Bevölkerungsdichte der Grundgesamtheit entspricht. In einem dritten Schritt werden die Ergebnisse schließlich nach weiteren soziodemografischen Faktoren und Wertehaltungen der Abstimmenden gewichtet, um Verzerrungen zu korrigieren und Manipulationen zu verhindern. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch in den Civey FAQ.

mes
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