Bundespräsidentenwahl Linke nominiert Sozialmediziner Trabert für das Amt des Bundespräsidenten

Frank-Walter Steinmeier bekommt einen Gegenkandidaten: Die Linkspartei schickt den Betreiber des Mainzer »Arztmobils« für Obdachlose Gerhard Trabert für die Wahl zum Bundespräsidenten ins Rennen. Er gilt als chancenlos.
Amtssitz des Bundespräsidenten (Archivbild): Konkurrenz für Steinmeier

Amtssitz des Bundespräsidenten (Archivbild): Konkurrenz für Steinmeier

Foto: Christian Spicker / imago images/Christian Spicker

Die Linke nominiert den Arzt und Sozialmediziner Gerhard Trabert für das Amt des Bundespräsidenten. Wie Parteikreise dem SPIEGEL bestätigten, soll die Personalie am Dienstag vorgestellt werden. Die »Süddeutsche Zeitung« (SZ) hatte zunächst berichtet .

Chancen auf das Amt des Bundespräsidenten hat der 65-jährige Trabert aber kaum: Der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sich selbst zur Wiederwahl vorgeschlagen hatte, wird von allen drei Ampelparteien unterstützt. Auch die Oppositionsparteien CDU und CSU verzichteten auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten.  Neben der Linkspartei zieht nur die AfD derzeit in Betracht, einen eigenen Kandidaten aufzustellen.

Trabert ist Gründer des Vereins »Armut und Gesundheit in Deutschland« und hält eine Professur für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie an der Hochschule Rhein-Main inne. Mit seinem »Obdachlosenmobil« bietet er kostenlose ärztliche Versorgung für wohnungslose Menschen an. Bei der Bundestagswahl 2021 war Trabert als Direktkandidat für die Linke in seinem Mainzer Wahlkreis angetreten, hatte den Einzug in den Bundestag aber verpasst. Im Jahr 2004 war er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.

Der Linken-Kandidat weiß wohl, dass seine Kandidatur für das Präsidentenamt eher symbolischen Charakter hat. »Natürlich werde ich nicht zum Staatsoberhaupt gewählt werden, aber ich sehe schon ein Stück weit die Chance, eine Diskussion anzuregen«, sagte Trabert der SZ. Er wolle die Kandidatur nutzen, um auf Armut und soziale Ungerechtigkeit hinzuweisen und als Fürsprecher von Menschen aufzutreten, die zu wenig gehört werden. »Das zählt doch zu den ureigensten Aufgaben eines Bundespräsidenten.«

Traberts Nominierung gilt als eine Überraschung, gab es doch auch in Teilen der Partei die Erwartung, die Linke würde eine Frau aufstellen. Äußerungen des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, der ins Spiel brachte, die Linke könnte auch Steinmeier unterstützen, sorgten für Unverständnis. Der einstige Kanzleramtschef von Gerhard Schröder gilt bei den Linken als einer der Hauptarchitekten der Agenda 2010.

mic
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