Aus Lagern in Griechenland Bundesregierung beschließt Aufnahme von 50 minderjährigen Flüchtlingen

Kinder im griechischen Flüchtlingscamp Moria
Foto: Louisa Gouliamaki/ AFPDas Kabinett gibt grünes Licht für die Aufnahme von zunächst 50 unbegleiteten Kindern und Jugendlichen aus den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln. Der Transfer der Minderjährigen soll nach Angaben des Bundesinnenministeriums nach Möglichkeit in der kommenden Woche beginnen. Koordiniert werde der Prozess von der EU-Kommission im Rahmen einer europäischen Lösung, hieß es.
Die ersten zwei Wochen nach der Einreise werden die Jugendlichen in Corona-Quarantäne in Niedersachsen verbringen. Anschließend sollen sie auf mehrere Bundesländer verteilt werden. Außer Deutschland ist aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nur Luxemburg bereit, junge Menschen aus den überfüllten informellen Lagern zu holen. Weitere Staaten, die ursprünglich Hilfe zugesagt hatten, machen den Zeitpunkt der Aufnahme jetzt von einem Rückgang der Zahl der Corona-Infizierten abhängig. Insgesamt hatten sich zehn EU-Staaten zur Aufnahme von Kindern bereiterklärt. Die Bundesregierung äußerte die Erwartung, dass alle Länder ihre Zusage auch einhalten.
Innenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Dienstag nach einer Einigung mit Experten von Union und SPD von "einem ersten Schritt" gesprochen. Der Koalitionsausschuss von Union und SPD hatte im März beschlossen, im Rahmen der EU-Partner Griechenland einen Anteil von insgesamt etwa 1000 bis 1500 Kindern nach Deutschland zu holen und zu betreuen. Es handelt sich laut dem Koalitionsbeschluss um Kinder, die schwer erkrankt oder unbegleitet und jünger als 14 Jahre sind.
Die Zusage von Bundesinnenminister Horst Seehofer sei "längst überfällig und zugleich ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne). In einem gemeinsamen Appell hatte sie mit Parteikolleginnen gefordert, Deutschland müsse bei der Flüchtlingsaufnahme vorangehen.