Corona bei Auswärtigem Amt und Bundeswehr Infizierte Diplomaten werden mit Spezialflügen nach Hause geholt

Ambulanzflüge für Corona-Infizierte: Deutsche Diplomaten oder Soldaten, die im Ausland an Covid-19 erkranken, werden nach SPIEGEL-Informationen nach Deutschland geholt. Kein günstiges Unterfangen.
Transportflugzeug A400M der Luftwaffe

Transportflugzeug A400M der Luftwaffe

Foto: Christophe Gateau/ DPA

Diplomaten und Beschäftigte des Auswärtigen Amts, die während ihres Dienstes an deutschen Auslandsvertretungen an Covid-19 erkranken, haben Anspruch darauf, mit speziellen Ambulanzflügen nach Deutschland zurückgeholt zu werden.

Das geht nach SPIEGEL-Informationen aus einer sogenannten Staatssekretärsweisung des Amts hervor. "Aus Gründen der Fürsorge ermöglicht das Auswärtige Amt an Covid-19 erkrankten Beschäftigten in den Fällen eine Rückholung mit einem Spezialflug, in denen vor Ort keine adäquate Behandlung möglich ist", bestätigte ein Sprecher des Außenministeriums.

Seit Ausbruch der Pandemie wurden sechs erkrankte Diplomaten in die Heimat zurückgeflogen, sie waren in Asien und Afrika auf Posten. Deutschland hat auch in Ländern, in denen das Virus stark zirkulierte seine Auslandsvertretungen nicht geschlossen. Dies habe zur Folge, so das Auswärtige Amt, "dass weiterhin viele Beschäftigte in Ländern mit hohem Infektionsrisiko leben".

Maßgeblich für eine Evakuierung sei jedoch nicht ein mit Deutschland vergleichbarer Standard im Gastland, sondern die Frage, ob vor Ort eine angemessene Behandlung Covid-19-Infizierter überhaupt möglich ist, so der Sprecher. "Der Transport muss dann mit einem Spezialflug zur medizinischen Evakuierung erfolgen, da Infizierte nicht mit kommerziellen Flügen reisen können."

Auch andere EU-Länder bieten ihren Diplomaten eine Rückholung an, wenn sie an Corona erkranken.

Ein Flug kostet 50.000 bis mehr als 100.000 Euro

Die Kosten für einen Ambulanzflug lägen "im mittleren fünfstelligen bis niedrigen sechsstelligen Bereich", teilte das Ministerium mit, übersetzt heißt das: In manchen Fällen kostet die Rückholung 50.000 Euro, in anderen mehr als 100.000 Euro. Die Kosten schießt zum Teil das Auswärtige Amt vor. Ob sie anschließend von den Sozialversicherungen und der Beamtenbeihilfe voll übernommen werden, ist unklar.

"Die für einen Flug anfallenden Kosten hängen immer vom Einzelfall ab", teilte das Auswärtige Amt mit. Um Betroffenen "unbürokratisch und ohne potentiell lebensgefährliche Verzögerung" eine Behandlung in Deutschland zu ermöglichen, könne das Ministerium für die anfallenden Kosten in Vorleistung treten. "Die Kostenübernahme erfolgt für Beamte wie für Tarifangestellte gemäß den geltenden Vorschriften der Bundesbeihilfeverordnung bzw. der sozialversicherungsrechtlichen Maßgaben."

In allen Fällen habe das Auswärtige Amt die erforderlichen Maßnahmen ergriffen, "um Risiken für Beschäftigte und die Bevölkerung in Deutschland auszuschließen", so der Sprecher. Alle Rückholungen seien unter medizinischer Betreuung und in enger Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsbehörden in Deutschland erfolgt.

Bundeswehr holte einzelne Soldaten mit A400M zurück

Die Bundeswehr hat für ihre Soldaten ähnlich aufwendige und kostspielige Corona-Notfallpläne geschmiedet wie das Außenamt. Seit Ausbruch der weltweiten Pandemie im Frühjahr holte die Luftwaffe immer wieder einzelne Soldaten, kleine Gruppen von infizierten Kameraden oder Verdachtsfälle mit eigens entsandten Flugzeugen nach Hause. Insider bei der Truppe sprechen von knapp zehn solcher Rückholaktionen seit dem Frühjahr. 

Die Rückflüge - im Bundeswehr-Deutsch "Rückverlegungen" genannt - waren stets mit großem Aufwand verbunden. Mal schickte die Luftwaffe einen sogenannten Medevac-Jet in die Einsatzgebiete, in anderen Fällen flog ein großes A400M-Transportflugzeug eigens los, um Soldaten zurückzuholen.

Mehrmals wurde dabei Mali angeflogen, doch auch aus Afghanistan, Irak und Litauen brachten Flugzeuge der Luftwaffe infizierte Soldaten nach Hause. 

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

In Erinnerung ist bis heute eine eilig eingeleitete Rückholaktion aus Afghanistan Anfang Juni: Nachdem im deutschen Kontingent der Nato-Mission "Resolute Support" erste Corona-Fälle diagnostiziert wurden, startete von Köln-Wahn aus einer der Transportflieger in Richtung Hindukusch. Am gleichen Tag ließ parallel davon die Bundespolizei mehrere ihrer Beamten aus Afghanistan per Privatjet ausfliegen. 

An dieser Regelung, die Soldaten mit eigenen Fliegern heimzuholen, hat sich bis heute nichts geändert. In Bundeswehrkreisen heißt es dazu, dass man die betroffenen Soldaten nicht anders repatriieren könne, da niemand anderes reine Verdachtsfälle transportieren wolle.

Am vergangenen Wochenende führte die Luftwaffe einen weiteren Evakuierungsflug nach und von Bamako durch, da sich dort ein Bundeswehrsoldat mit dem Virus angesteckt hat.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren