Historische Entscheidung Bundestag beschließt Ehe für alle - Merkel stimmt dagegen
Historisches Votum im Bundestag: Die Mehrheit der Abgeordneten hat der Ehe für alle zugestimmt. Für die Gesetzesvorlage stimmten nach Worten von Parlamentspräsident Norbert Lammert 393 Abgeordnete bei 226 Gegenstimmen und vier Enthaltungen. Zuvor hatte es eine emotionale Debatte gegeben. (Lesen Sie hier den Liveticker).
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stimmte gegen die Ehe für alle, wie sie nach der Abstimmung im Bundestag sagte. Eine Ehe sei für sie laut Grundgesetz Mann und Frau vorbehalten. Eine Lockerung beim Adoptionsrecht befürworte sie aber.
Merkel hatte das jahrelang umstrittene Thema der völligen rechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare zum Wochenanfang in die politische Debatte gebracht und sich für eine Abstimmung ohne sogenannten Fraktionszwang ausgesprochen.
Daraufhin hatte die SPD zusammen mit Linken und Grünen eine Abstimmung noch in dieser Woche durchgesetzt - gegen den erklärten Willen der Unionsfraktion.
"Ehrlicherweise Frau Merkel: Vielen Dank für nichts"
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) forderte anschließend von den Abgeordneten "wechselseitigen Respekt, den beide Positionen zweifellos verdienen". Am Ende votierten mindestens 70 Unionsabgeordnete auch für den Gesetzentwurf aus dem rot-grün dominierten Bundesrat zur Öffnung der Ehe.
Bislang dürfen Homosexuelle eine Lebenspartnerschaft amtlich eintragen lassen, aber nicht heiraten. Der wichtigste Unterschied ist, dass Lebenspartner gemeinsam keine Kinder adoptieren dürfen.
In der emotionalen, gut halbstündigen Debatte vor der Abstimmung griff der SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs die Kanzlerin scharf an. "Sie haben sich hier verstolpert. Das war Ihr Schabowski-Moment", sagte er in Anspielung auf die überraschend-versehentliche DDR-Grenzöffnung durch Günter Schabowski 1989. Kahrs fügte hinzu: "Ehrlicherweise Frau Merkel: Vielen Dank für nichts."