Belastung von Abgeordneten "Mein Großvater war Stahlarbeiter"

Ein CDU-Politiker bricht im Bundestag zusammen, die Linken-Abgeordnete Anke Domscheit-Berg spricht darauf von "menschenfeindlichen" Arbeitsbedingungen. Doch nun hält ihr Parlamentarischer Geschäftsführer dagegen.

Es waren Worte, die man von Bundestagsabgeordneten selten hört: Nach dem Zusammenbruch des CDU-Politikers Matthias Hauer hatte Linksfraktionsmitglied Anke Domscheit-Berg die Arbeitsbedingungen im Parlament scharf kritisiert. Diese seien "menschenfeindlich", sagte die Digitalexpertin dem SPIEGEL. Domscheit-Berg beklagte sich über das zu bewältigende Pensum und die fehlenden Pausen - bemängelte aber auch, dass man ins Plenum kein Essen und keine Getränke mitnehmen dürfe.

Domscheit-Berg erhielt daraufhin Unterstützung von Kollegen aus dem Parlament. Der SPD-Politiker Karl Lauterbach sagte der "Bild"-Zeitung, der Beruf des Bundestagsabgeordneten sei "höchstgradig ungesund". Während normale Arbeitnehmer sich auskurierten, "nehmen wir mit Fieber Termine wahr und halten Reden". Die Sozialdemokratin Daniela Kolbe bedankte sich bei Domscheit-Berg, die ihre Kritik zuerst auf Twitter geäußert hatte. "Politik wird nicht besser, wenn sich das Hamsterrad immer schneller dreht", so Kolbe.

Doch nicht jeder hält die Vorwürfe in ihrer Vehemenz für gerechtfertigt. Jetzt meldet sich Jan Korte zu Wort, Parlamentarischer Geschäftsführer der Linken. Korte kritisiert die Schilderungen seiner eigenen Fraktionskollegin. "Es ist extrem schräg zu behaupten, Bundestagsabgeordnete würden unter menschenfeindlichen Bedingungen arbeiten", sagte Korte dem SPIEGEL. "Es gibt wenige Berufsgruppen, die so privilegiert sind wie Bundestagsabgeordnete." Daher seien solche Behauptungen nicht nachvollziehbar. "Mein Großvater war Stahlarbeiter, meine Mutter Krankenschwester. Das war harte Arbeit. Den Begriff menschenfeindlich haben beide aber in diesem Zusammenhang nie benutzt", so Korte.

Der CDU-Abgeordnete Hauer hatte am Donnerstag während einer Rede plötzlich innegehalten und gezittert. Mit Hilfe von Kollegen musste er sich auf den Boden legen. Später kam er ins Krankenhaus. Am Abend teilte er mit, es sei wohl "nichts Ernstes".

Allerdings gab es am Donnerstag noch einen weiteren Zwischenfall im Parlament. Nach einem Schwächeanfall benötigte auch die Linken-Politikerin Simone Barrientos ärztliche Hilfe.

kev
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