SPIEGEL-Umfrage Mögliche Koalition mit Linken spaltet Anhänger von SPD und Grünen

Wird Deutschland künftig rot-rot-grün regiert? Gut vier Monate vor der Bundestagswahl ist das eine denkbare Option. Allerdings müssten SPD und Grüne dann noch viele Unterstützer von dem Bündnis überzeugen.
Verschlossene Tür mit Parteilogos: Eine mögliche Regierungsbeteiligung der Linken spaltet Anhänger von Grünen und SPD (Archivbild)

Verschlossene Tür mit Parteilogos: Eine mögliche Regierungsbeteiligung der Linken spaltet Anhänger von Grünen und SPD (Archivbild)

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Martin Schutt/ dpa

Am 26. September wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Noch haben nicht alle Parteien ihre Wahlprogramme vorgestellt, der Wahlkampf hat dagegen längst begonnen – und damit auch die Rechenspiele zu möglichen Koalitionen.

Eine denkbare Option ist eine Koalition aus Grünen, SPD und Linken im Bund. Bei der Wählerschaft stößt das auf unterschiedliche Resonanz, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL zeigt.

Demnach stehen 28 Prozent der Befragten einer Regierung unter Beteiligung der Linken positiv gegenüber, 60 Prozent bewerten ein solches Bündnis hingegen negativ. Mehr als jeder Zehnte ist bei der Frage noch unentschlossen.

Mit Blick auf die Wahlabsichten ergibt sich ein differenzierteres Bild. Sowohl unter Anhängern der Union, der FDP und der AfD stößt eine mögliche Regierungsbeteiligung der Linken auf große Ablehnung. In allen drei Fällen könnten sich weniger als zehn Prozent damit anfreunden.

Dagegen wollen 96 Prozent der Linken-Anhänger ihre Partei in der Regierung sehen. Interessant sind die Angaben von Wählerinnen und Wählern der Grünen und der Sozialdemokraten. Sie sind bei dieser Frage gespalten. 46 Prozent der Befragten, die bei den kommenden Wahlen für die SPD stimmen wollen, würden die Linke gern in der Regierung sehen. Bei den Grünen-Wählern sind es 43 Prozent.

Damit zeigt sich bei den Wählern, was auch in den beiden Parteien selbst sichtbar wird: eine Zusammenarbeit mit der Linken dürfte für einige Debatten sorgen.

Mehrheit der Unionsanhänger gegen Öffnung für Koalition mit AfD

Die Union wäre bei einer rot-rot-grünen Koalition zum ersten Mal seit 16 Jahren in der Opposition. Dennoch bieten sich ihr mehrere Möglichkeiten, etwa ein Bündnis mit den Grünen wie in Baden-Württemberg.

Eine Zusammenarbeit mit der AfD hat die Unionsspitze dagegen kategorisch ausgeschlossen. Das trifft bei Wählerinnen und Wählern auf breite Zustimmung. Auf die Frage, ob sich CDU und CSU für eine Koalition mit der AfD öffnen sollten, antworten 73 Prozent der Befragten mit »nein«.

Immerhin gut ein Fünftel der Wählerschaft steht einer solchen Zusammenarbeit allerdings positiv gegenüber. Mit Blick auf die Wahlabsichten der Befragten wird deutlich, dass sich vor allem Anhänger der AfD eine solche Zusammenarbeit wünschen.

Mehr als 90 Prozent der Personen, die bei der kommenden Wahl für die AfD stimmen wollen, sprachen sich für eine Öffnung der Union nach rechts aus. Bemerkenswert ist, dass diese Gruppe auch bei FDP-Anhängern mit 35 Prozent vergleichsweise groß ist. Und auch etwa ein Fünftel der Unionssympathisanten plädieren für eine Öffnung von CDU und CSU hin zur AfD.

Deutlich fällt die Ablehnung bei Wählerinnen und Wählern von SPD und Grünen aus – dort bejahen nur acht und sieben Prozent auf die Frage, ob die Union sich für eine Koalition mit der AfD öffnen sollte.

Wenig Bewegung bei Sonntagsfrage

Derzeit hätte ein solches Bündnis ohnehin keine Mehrheit. Aber bis zur Bundestagswahl sind noch mehr als vier Monate – genug Zeit für größere Verschiebungen bei den Zustimmungswerten für einzelne Parteien. Aktuell gibt es in der Sonntagsfrage im Vergleich zur Vorwoche allerdings nur wenig Veränderung.

Union und Grüne liegen nahezu gleichauf. Die SPD hatte sich von ihrem Parteitag am Wochenende einen Schub erhofft, schafft es aber weiterhin nicht, ihren Rückstand zu verringern: Der Abstand zu den Grünen ist deutlich größer als der Vorsprung der Genossen vor der FDP.

asc
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