Ex-Kanzlerkandidat Scharping kritisiert »Jammern« der Grünen im Wahlkampf

Rudolph Scharping: Der SPD-Politiker wollte 1994 Kanzler werden (Archivbild)
Foto:Hendrik Schmidt/ dpa
Die Grünen haben den aktuellen Bundestagswahlkampf als besonders brutal bezeichnet. Der frühere SPD-Chef Rudolf Scharping (73) sieht das anders und hat die Partei nun kritisiert. »Ich kann dazu nur sagen: Hört auf zu jammern«, schreibt Scharping in einem Beitrag für die Wochenzeitung »Die Zeit«. »Was Frau Baerbock gerade erlebt, ist sehr normal, ja sogar der Demokratie eingewoben«, so der Politiker.
Annalena Baerbock wolle Kanzlerin werden. Da müsse sie gecheckt werden: »Wie viel Stehvermögen hat sie? Wie sehr ist sie fähig zu führen, bei hartem Gegenwind und widerstreitenden Interessen?«
Ihm selbst, so Scharping, sei das nicht anders gegangen, als er 1994 Kanzlerkandidat der SPD war. »Auch mir sind – im Rückblick – unangenehme Fehler passiert. Ich habe in einem unglücklichen Moment bei einer Pressekonferenz nicht präzise genug unterschieden zwischen Brutto- und Nettolohn.« Noch heute müsse er sich das vorhalten lassen. »Damals wurde daraus die Geschichte gestrickt, ich sei nicht kompetent genug«, schreibt Scharping. Solche Häme müsse man aushalten.
In der »Titanic« als Ziege karikiert
Scharping erinnert sich in der »Zeit« auch daran, dass ihn das Satiremagazin »Titanic« während seiner Kandidatur als »Ziege« und seinen Kontrahenten Helmut Kohl als »Birne« karikierte. Zudem habe er sich mit Kohl oft »gefetzt, es gab richtige Schweinereien, nicht nur in der Wortwahl«. Aber das sei eben Wahlkampf. »Und es heißt ja schließlich nicht Wahlspaziergang«, meint der ehemalige Kanzlerkandidat. Angesichts der Kritik der Grünen erklärt Scharping in der »Zeit«: »Mimosen sind nun einmal nicht geeignet für ein hartes Klima.«
Rudolf Scharping war von 1998 bis 2002 Bundesverteidigungsminister und von 1993 bis 1995 Vorsitzender der SPD. Heute ist er Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer.