Nach Anschlag in Idar-Oberstein Linke und SPD fordern Aus für CDU-Wahlwerbespot mit »Querdenker«-Szene

In einem Werbevideo lobt sich die CDU dafür, mit »Querdenkern« zu reden. Doch auch wegen des Anschlags in Idar-Oberstein gibt es heftige Kritik. Linke und SPD plädieren nun dafür, den Spot zurückzuziehen.
»Querdenker« Thomas Brauner und Armin Laschet (r.) Anfang September bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU auf dem Erfurter Anger. Die Szene schaffte es später in den Wahlwerbespot der CDU

»Querdenker« Thomas Brauner und Armin Laschet (r.) Anfang September bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU auf dem Erfurter Anger. Die Szene schaffte es später in den Wahlwerbespot der CDU

Foto: Michael Kremer / imago images/Future Image

In einem neuen Wahlwerbespot der CDU ist in einer Szene ein sogenannter Querdenker an der Seite von Unionskanzlerkandidat Armin Laschet zu sehen. Der Mann war bei einer Wahlkampfveranstaltung von Laschet Anfang September in Erfurt auf die Bühne gesprungen. Laschet ließ ihn daraufhin in sein Mikro sprechen. Unterlegt ist dies mit der Aussage, dass die CDU auch mit denen rede, die »eine kritische Haltung« haben.

Wegen dieser Szene sorgt der Spot weiter für Empörung. Die Linkenvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow forderte Laschet auf, den Spot zurückzuziehen. Es sei »absolut inakzeptabel, dass der Kanzlerkandidat der CDU einen Coronaleugner in seinem jüngsten Wahlspot auftreten lässt, der offenbar Beziehungen in die rechtsradikale Szene hat«, sagte Hennig-Wellsow.

Ähnlich äußerte sich SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. »Während die Ermittlungen zu der schrecklichen Tat noch laufen, erdreistet sich die CDU mit einem Wahlkampfspot für Armin Laschet zu werben, in dem ein radikaler Querdenker verharmlost wird«, sagte Klingbeil den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Ihm sei »unbegreiflich, wie eine Partei und ihr Kanzlerkandidat so pietätlos sein können«. Der SPD-Generalsekretär forderte Laschet auf, das Video zurückzuziehen und sich bei den Angehörigen des Opfers zu entschuldigen.

Linkenvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow

Linkenvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow

Foto: Steffi Loos / Getty Images

Die »taz«  berichtet, dass der »Querdenker« aus dem Spot, Thomas Brauner, enge Kontakte in die Neonazi-Szene pflegen soll. In einem Video aus dem November 2020 spreche Brauner in einer Rede vor dem Würzburger Schloss im Zusammenhang mit den Coronaimpfungen davon, es solle ein »Holocaust 2.0 eingepflanzt werden«. Außerdem gibt es Fotos, die ihn mit dem rechtsextremen »Volkslehrer« Nikolai Nerling zeigen. Im sächsischen Grimma trat Brauner laut »taz« bei einer Veranstaltung auf, die mit den Bannern der rechtsextremen Gruppierung »Freie Sachsen« beflaggt war.

Demokratische Parteien dürften »Querdenker nicht hofieren, sie müssen ihnen entgegentreten«, forderte Hennig-Wellsow. An die Adresse des Unionskanzlerkandidaten sagte sie: »So etwas geht nicht, Herr Laschet – besonders nicht nach dem Anschlag von Idar-Oberstein.«

Dort war am Wochenende ein Tankstellenkassierer erschossen worden. Nach Angaben der Ermittler hatte er den Tatverdächtigen zuvor auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen. Der CDU-Spot rief auch deshalb zum Teil empörte Reaktionen hervor, weil er nach dieser Tat zu sehen war. Brauner postete laut »taz« danach auf Telegram: »Das ist das Werk der Regierung!«

lau/AFP
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