Eliteeinheit der Bundeswehr Militärgeheimdienst enttarnt neun rechtsextreme Soldaten beim KSK

KSK-Soldaten im Einsatz mit einem Hubschrauber (Archiv)
Foto:Uli Deck/ dpa
Der Bundeswehr-Geheimdienst hat nach SPIEGEL-Informationen in den letzten Monaten innerhalb der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) deutlich mehr rechtsextreme Soldaten enttarnt als bisher bekannt.
In einer vertraulichen Unterrichtung räumte der Präsident des Militärischen Abschirmdiensts (MAD) vor Abgeordneten des Bundestags ein, dass sich mindestens neun von rund 20 sogenannten Verdachtsfällen bestätigt hätten und entsprechende Sanktionen gegen die Soldaten angeordnet worden seien. Für eine kleine Einheit wie das KSK, das aus nur rund tausend Mann besteht, sei das eine hohe Zahl, sagte MAD-Chef Christof Gramm.
Ungutes Eigenleben
Die neuen Zahlen nähren den Verdacht, dass sich innerhalb des KSK ein ungutes Eigenleben entwickelt hat. In den letzten Monaten hatten DER SPIEGEL und andere Medien mehrmals über einzelne Fälle von KSK-Soldaten berichtet, die wegen rechtsextremer Äußerungen, fragwürdiger Rituale oder dem Zeigen des Hitlergrußes ins Visier des MAD geraten waren.
Bereits im Sommer hatte der Truppen-Geheimdienst wegen der Häufung von Fällen eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, die sich nur um die Eliteeinheit kümmert. Im September zog das Ministerium eine erste Bilanz und berichtete, das KSK habe sich zum "Arbeitsschwerpunkt" des MAD entwickelt. Ziemlich bürokratisch hieß es damals, die steigende Zahl von Verdachtsfällen mache "weitergehenden Handlungsbedarf deutlich".
Sanktionen bis hin zur Entlassung
MAD-Chef Gramm berichtete nun gemeinsam mit Andreas Conradi, der die Rechtsabteilung im Verteidigungsministerium leitet, dass bei neun Soldaten aus dem Kommando wegen ihrer Gesinnung bereits Sanktionen ausgesprochen wurden. Demnach wurde gegen drei KSK-Soldaten ein Dienst- und Uniformtrageverbot verhängt. Ein als Rechtsextremist eingestufter Soldat sei bereits entlassen worden, zwei seiner Kameraden wurden versetzt.
Bei einem Kommandosoldaten stehe die Entlassung unmittelbar bevor, berichtete Gramm. In zwei weiteren Verdachtsfällen läuft den Angaben zufolge noch das Disziplinarfahren. Nur in einem der insgesamt 20 Verdachtsfälle hätte sich der Verdacht bislang als unbegründet herausgestellt.
Strenges Auswahlverfahren
Für die streng geheim agierende Eliteeinheit, die auf Geiselbefreiungen im Ausland spezialisiert ist und bei jedem Auslandseinsatz der Bundeswehr für den Schutz der Feldlager eingesetzt wird, müssen diese Zahlen ein Schock sein. So gilt der Auswahltest für die Kommandotruppe als extrem hart und lückenlos.
Die Grünen forderten von der Bundeswehr scharfes Durchgreifen. Gerade bei der Eliteeinheit der Bundeswehr sei jeder Fall von Rechtsradikalismus "ein besonders schweres Sicherheitsproblem", sagte die stellvertretende Fraktionschefin Agnieszka Brugger. "Wenn Rechtsextremisten erkannt werden, muss entschlossen und schnell gehandelt werden", forderte Brugger, die auch im Verteidigungsausschuss sitzt.