Bericht des Verteidigungsministeriums Nicht einmal jeder zweite "Tornado" einsatzbereit

Die Bundeswehr will "Tornado"-Flugzeuge in den Syrienkrieg schicken - doch laut Medienberichten sind weniger als die Hälfte der Aufklärungsjets startklar.
"Tornado": Aufklärungsflugzeuge sollen in Syrien eingesetzt werden

"Tornado": Aufklärungsflugzeuge sollen in Syrien eingesetzt werden

Foto: Carsten Rehder/ dpa

Die Bundeswehr will "Tornado"-Flugzeuge in den Luftkrieg gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) schicken, aber offenbar nicht einmal jeder zweite Jet ist einsatzbereit. Das schreiben mehrere Medien unter Berufung auf einen Bericht des Verteidigungsministeriums zum Zustand der Hauptwaffensysteme. Demnach sind bei der Luftwaffe von 93 "Tornados" 66 in Betrieb und davon wiederum nur 29 einsatzbereit (44 Prozent). Das sind noch weniger als bei der entsprechenden Untersuchung vor einem Jahr; damals waren noch 38 Jets für einen Einsatz verfügbar.

Der Bericht steht an diesem Mittwoch auf der Tagesordnung des Bundestags-Verteidigungsausschusses - ausgerechnet kurz vor der ersten Plenardebatte über den Einsatz von bis zu sechs Aufklärungs-"Tornados" im Kampf gegen den IS. Die mangelnde Einsatzbereitschaft wird den Angaben zufolge in dem 81-seitigen Papier unter anderem auf die "mangelnde Verfügbarkeit verschiedener Ersatzteile" zurückgeführt.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wies darauf hin, dass für den Anti-Terror-Einsatz jetzt nur sechs Aufklärungs-"Tornados" eingeplant sind. "Das heißt, wir haben einen breiten Spielraum, der vorhanden ist", sagte sie. Ähnlich äußerte sich der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold: Es sei "überhaupt kein Problem, sechs in den Einsatz zu bringen", sagte er dem SWR.

Die "Tornados" sind zwischen 23 und 34 Jahre alt und gelten als Auslaufmodelle. Aber auch beim Nachfolger "Eurofighter" hat sich die Einsatzbereitschaft im Vergleich zum letzten Bericht nicht verbessert, sondern von 57 auf 55 Prozent verschlechtert. Von den besonders anfälligen Transall-Transportflugzeugen sind 57 Prozent einsatzbereit. Angestrebt wird eine Einsatzbereitschaft von mindestens 70 Prozent.

"Lage bleibt unbefriedigend"

Im vergangenen Jahr hatte die Bestandsaufnahme zu einer großen Debatte über den Zustand der Bundeswehrausrüstung geführt. "Die Lage der fliegenden Systeme bleibt unbefriedigend", urteilt Generalinspekteur Volker Wieker in dem aktuellen Bericht. 117 Maßnahmen seien ergriffen worden, und 5,6 Milliarden Euro sind für einen Zeitraum von zehn Jahren dafür veranschlagt.

"Rasche Erfolge konnten nicht erwartet werden", schreibt Wieker in dem Papier. Die Maßnahmen würden erst mittelfristig Wirkung entfalten. "Dennoch ist es gelungen, die Entwicklung der materiellen Einsatzbereitschaft zu stabilisieren und eine Trendumkehr in wesentlichen Bereichen zu realisieren."

Nur einen Tag nach der Kabinettsentscheidung berät der Bundestag am Mittwochnachmittag erstmals über den Einsatz von bis zu 1200 Soldaten zur Unterstützung der Luftangriffe gegen den IS. Neben den "Tornados" sollen ein Tankflugzeug und eine Fregatte zum Einsatz kommen. Bereits am Freitag will das Parlament entscheiden, die Zustimmung mit den Stimmen der Koalition gilt als sicher. Die Bundesregierung will dann schon in der nächsten Woche mit der Stationierung von "Tornados" im türkischen Incirlik beginnen.

Das britische Parlament will am Mittwochabend über Luftangriffe auf den IS in Syrien entscheiden, auch hier gilt die Zustimmung als sicher. Im Irak beteiligen sich die Briten bereits an Luftschlägen gegen die Terrormiliz.

kev/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren