Verteidigungsministerium Von der Leyens Superstar steigt aus

Sie wollte die pannengeplagte Rüstungsbeschaffung reformieren - nun verlässt Katrin Suder das Verteidigungsministerium. Ursula von der Leyen verliert eine ihrer engsten Vertrauten.
Staatssekretärin Katrin Suder

Staatssekretärin Katrin Suder

Foto: Maurizio Gambarini/DPA

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) muss in der kommenden Amtszeit ohne eine ihrer engsten Vertrauten auskommen. Nach SPIEGEL-Informationen verlässt Katrin Suder, als Rüstungsstaatssekretärin im Wehrressort für Ausrüstung der Truppe und die Reform des pannengeplagten Beschaffungswesens verantwortlich, auf eigenen Wunsch das Ministerium.

Das Ausscheiden Suders ist für von der Leyen ein herber Verlust. Kurz nach Amtsantritt 2014 hatte sie die damalige Partnerin bei der Unternehmensberatung McKinsey abgeworben. Die Personalie war ein Coup. Wechsel von Top-Managern in die Politik sind selten. Suder aber sah, dass die Reform der Riesenorganisation Bundeswehr für eine erfolgsverwöhnte und gut bezahlte Beraterin reizvoll sein könnte.

Seit dem Wechsel versuchte Suder mit aller Kraft, das verkrustete und chaotische Beschaffungswesen, also den Waffeneinkauf der Bundeswehr, effizienter zu machen. Mit einer Art Kassensturz brachte sie zunächst Licht in die Chaosprojekte wie den Truppentransporter A400M. Dann konzipierte sie ein neues Rüstungsmanagement, das Pleiten wie bei dem Riesenflieger verhindern soll.

Suder hat sich über die Jahre einen Ruf erarbeitet und sich selbst nicht geschont. Selbst unter Kritikern der Ministerin schätzen die meisten Militärs und Beamten die agile Beraterin für ihr beherztes Vorgehen. Ihre zupackende Art, inklusive SMS-Nachrichten Suders an Beamte im Ministerium oder die Obleute des Verteidigungsausschusses bis in die Nacht hinein, war fast schon legendär.

Airbus A400M

Airbus A400M

Foto: Wolfgang Kumm/ dpa

Mit der Ministerin teilt Suder jedoch ein Manko: Die eingeleiteten Reformen im Beschaffungswesen sind bisher nur Papiertiger. Erst die neuen großen Rüstungsprojekte werden zeigen, ob Pannen und horrende Mehrkosten wirklich ausbleiben. Wie von der Leyen war Suder schon 2014 klar, dass schnelle Erfolge nicht zu erreichen sind und trotzdem politisch erwartet werden.

Dass Suder nicht ewig im Wehrressort bleiben würde, war absehbar. Suder sagte über ihre Erfahrung als Top-Beraterin, eine Reform einer Riesenorganisation wie der Bundeswehr dauere mindestens sieben Jahre. Oft sei es aber gut, wenn ein anderes Gesicht die Modernisierung vollende. Trotzdem hatte von der Leyen kürzlich wohl noch versucht, ihre Vertraute im Ministerium zu halten.

Noch weitere Veränderungen im Ministerium

Schon seit Monaten gab es im Wehrressort Gerüchte um Suder. Nun heißt es im Verteidigungsministerium, Suder wolle eine längere Auszeit nehmen und sich mehr Zeit für die Familie nehmen. Mit ihrer Frau, der früheren HSV-Managerin Katja Kraus, hat sie im Herbst 2016 ein Kind bekommen. Seit Monaten pendelt Suder deswegen per ICE zwischen Berlin und Hamburg, dem Lebensmittelpunkt ihrer Familie.

Die Frage, was Suder nach ihrer Auszeit machen wird, ist noch offen. Als Chefin des milliardenschweren Beschaffungsapparats der Truppe hat sie in den vergangenen Jahren wertvolles Insiderwissen gewonnen. Damit wäre Suder für einen Vorstandsposten bei einem Großkonzern ebenso qualifiziert wie für eine Rückkehr zur Beratung McKinsey als Partnerin. Vor Suders Abschied war bereits einer ihrer engsten Berater vom Ministerium zu McKinsey zurückgekehrt.

Das Verteidigungsressort wollte die wichtige Personalie auf SPIEGEL-Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Ein Sprecher sagte nur, man beteilige sich "grundsätzlich nicht an Personalspekulationen". Im Ministerium soll das Ausscheiden Suders Ende dieser Woche offiziell verkündet werden. Am Freitag will von der Leyen wohl auch weitere Veränderungen präsentieren.

Als Nachfolger wird Suders faktischer Stellvertreter, General Benedikt Zimmer, gehandelt. Zimmer gilt als erfahren im Rüstungsmanagement, ihm wird es nun obliegen, den Reformdruck aufrechtzuerhalten und in die Truppe hineinzutransportieren. Ob er erfolgreich sein wird, hat damit auch erhebliche Auswirkungen auf die Leistungsbilanz der Ministerin, die endlich Erfolge liefern muss.

Verteidigungsministerin von der Leyen

Verteidigungsministerin von der Leyen

Foto: Wolfgang Kumm/ dpa

Von der Leyen steht vor dem Start der zweiten Amtszeit unter enormem Druck. Sie hat in den vergangenen vier Jahren wichtige Reformen eingeleitet. Der Druck hat viele Soldaten gegen sie aufgebracht. Erfolge sind indes noch nicht zu sehen. Vielmehr liefert die Bundeswehr vor allem wegen der prekären Ausrüstungssituation, die noch lange anhalten wird, immer wieder Futter für Negativschlagzeilen.

Eine wichtige Personalie abseits von Suder ist bereits Ende vergangener Woche durchgesickert. Demnach besetzt von der Leyen den Posten von Generalinspekteur Volker Wieker, dessen Pensionierung mehrmals verschoben worden war, mit General Eberhard Zorn. Als oberster Soldat wird es auch Zorns Aufgabe sein, verlorenes Vertrauen der Truppe in das Ministerium zurückzugewinnen.

Zudem bekommt von der Leyen gleich zwei neue parlamentarische Staatssekretäre: Von der CSU kommt Thomas Silberhorn und von der CDU der frühere Generalsekretär Peter Tauber ins Wehrressort. In den vergangenen Jahren blieben die Staatssekretäre im Wehrressort zwar eher farblos, von den beiden neuen Kandidaten wird aber erwartet, dass sie sich mehr einmischen.


Anmerkung: In einer früheren Version hieß es, Suder pendele von Berlin nach Hamburg, dem Lebensmittelpunkt der fünfköpfigen Familie. Tatsächlich hat Suder zwei weitere Kinder, allerdings sind es keine Zwillinge.

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