Hausmitteilung Bundeswehr, Silicon Valley, Koloniale Raubkunst, SPIEGEL GESCHICHTE
Titel

Rudolf Scharping war der erste Verteidigungsminister, den SPIEGEL-Autor Konstantin von Hammerstein (l.) Anfang der Nullerjahre gelegentlich zum Hintergrundgespräch traf. Erstaunt beobachtete er, wie Scharpings Pressesprecher, ein schneidiger Luftwaffenoffizier, genervt die Augen rollte, wenn sein Chef mal wieder Unsinn redete. Natürlich so, dass der das nicht sehen konnte. Es ist also nicht neu, dass die Bundeswehr mit ihren Chefs hadert. Aber so zerrüttet wie derzeit war das Verhältnis zwischen Truppe und Ministerin noch nie. »Vielen Soldaten tut es inzwischen fast körperlich weh, Christine Lambrecht bei einem ihrer peinlichen Auftritte zu beobachten«, sagt Hammerstein, der zusammen mit SPIEGEL-Reporter Matthias Gebauer in der Titelgeschichte beschreibt, in welch schlechtem Zustand die Bundeswehr ist, weil Personal und Gerät fehlen, während Regelungswut und Verwaltungschaos wuchern.
Silicon Valley
In normalen Zeiten versprühen die Unternehmer des Silicon Valley einen Zukunftsoptimismus, wie man ihn so geballt an wenigen Orten der Welt findet. Doch wenn SPIEGEL-Korrespondent Alexander Demling – hier in der Zentrale von Amazon – in diesen Tagen mit den Kapitänen der einst so unschlagbaren Techindustrie spricht, erlebt er ungekannte Zweifel. An ihren anspruchsvollen Mitarbeitern, die auch nach der Pandemie lieber von zu Hause aus arbeiten, statt in ihre schicken Büros zurückzukehren. An den Exzessen der vergangenen Jahre, als sie in jedes noch so wolkige Nebenprojekt Geld versenkten. An Superstars wie Tesla-Chef Elon Musk oder Krypto-Wunderkind Sam Bankman-Fried, die ihren Ruf in Rekordzeit ruinierten. »Die Krise der Industrie ist eine spirituelle«, sagt Demling, »der Glaube, dass alle weltverändernden Innovationen aus diesem kleinen Tal in Kalifornien kommen müssen, hat gelitten.«
Koloniale Raubkunst

Das wertvollste Erbstück von Redakteurin Katja Iken ist ein zerschlissenes weißes Küchenhandtuch: Ihre Großtante Tati packte es im Januar 1945 auf der Flucht aus Königsberg ein. Jede Familie besitzt solche Dinge, die ihr wichtig sind, die von Generation zu Generation weitervererbt werden, Geschichten erzählen. Manchmal klebt an ihnen aber auch Blut. Nachdem Deutschland jüngst 20 während der Kolonialzeit aus Afrika geraubte Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben hatte, fragte sich Iken: Was ist eigentlich mit all den Kolonialgütern passiert, die nicht in Museen, sondern in deutschen Wohnzimmern landeten? Und wie gehen die Inhaber dieser sperrigen Erbstücke damit um? In Berlin besuchte Iken eine Fotografin, die gleich ein ganzes »Afrikazimmer« aus der Kolonialzeit vermacht bekam. In Kellinghusen traf sie einen einstigen Pfarrer, Besitzer eines Schwerts aus dem chinesischen Boxeraufstand. Zudem sprach sie mit der Urenkelin eines Kolonialoffiziers, die einen Zahn des bedeutenden ostafrikanischen Widerständlers Mkwawa erbte. »Die Aufarbeitung der familiären Verstrickung in den Kolonialismus ist so schmerzhaft wie wichtig«, sagt Iken.
SPIEGEL GESCHICHTE
Hitzig wurde gestritten, als der Ravensburger Verlag im Sommer ein Kinderbuch über Winnetou zurückzog. Die Debatte zeigte zweierlei: »Indianer« sind für viele Deutsche eine hochemotionale Sache. Das Wissen über sie ist jedoch begrenzt. Wie kamen die ersten Menschen nach Amerika? Wie lebten sie vor Kolumbus? Warum begeistern sich die Deutschen so sehr für Apachen, Comanchen und Sioux? Die neue Ausgabe von SPIEGEL GESCHICHTE gibt Antworten. Das Heft »Die ersten Amerikaner« erscheint am Dienstag.