
Fotostrecke: Von der Leyen und die "Tiger"
Pannen-Hubschrauber der Bundeswehr "Tiger" sind für Mali-Mission einsatzbereit
Die Befehlshaberin liefert an diesem Morgen endlich einmal gute Nachrichten. Ursula von der Leyen hat sich vor den riesigen grauen Hangars des Kampfhubschrauberregiments 36 aufgebaut. Im Hintergrund liegt fast idyllisch das hessische Fritzlar, drinnen stehen die mattgrünen Kampfhubschrauber vom Typ "Tiger". "Heute fliegt jeder zweite Tiger wieder", sagt die Verteidigungsministerin ein bisschen stolz. "Das zeigt, wir sind auf dem richtigen Weg."
Der Truppenbesuch soll beweisen, dass die Reformen der Ministerin bei der Bundeswehr greifen. Vor knapp zwei Jahren, von der Leyen war noch recht frisch im Amt, war die Einheit in Fritzlar das Sorgenkind der Bundeswehr. Im Verteidigungsausschuss des Bundestags wurde bilanziert: Nur ein Viertel der 24 "Tiger" war einsatzbereit, beim Mehrzweckflieger NH90 sah es noch düsterer aus. Von der Leyen wirkte damals wie die Chefin einer Trümmertruppe, die kaum etwas hinbekommt.
"Jetzt schnurrt der Ablauf"
Heute sehen die Zahlen etwas besser aus. Auf kleinen Zetteln verteilen von der Leyens Leute eine Liste mit dem sogenannten Klarstand, also dem Verhältnis der verfügbaren und der wirklich einsatzbereiten Hubschrauber. Im Juni waren demnach mit 12 von 27 "Tigern" durchschnittlich immerhin 44 Prozent der Kampfhubschrauber auch wirklich einsetzbar, im Jahr davor waren es nur 21 Prozent.
Die Ministerin sieht das als Erfolg ihrer Politik. Schon 2014 hatte sie nach der peinlichen Inventur eine Task Force für die Helikopterflotte eingesetzt. Militärs, Techniker und die Industrie sollten einen Weg finden, wie die Einsatzbereitschaft schnell verbessert werden kann: Erstmals wurde systematisch gearbeitet, Wartungszyklen realistisch berechnet, genug Ersatzteile auf Vorrat bestellt. "Jetzt schnurrt der Ablauf besser", sagt von der Leyen, "alle haben sich zusammengesetzt und daran gearbeitet, dass alles ineinandergreift."
Die Verbesserung bei der Einsatzbereitschaft kommt für die Ministerin zum geeigneten Zeitpunkt. Schon im Herbst muss sie entscheiden, ob sie die "Tiger" auf einen neuen gefährlichen Einsatz entsendet: Dann könnten die Piloten und Techniker von Fritzlar nach Gao im westafrikanischen Krisenstaat Mali geschickt werden.
Die Uno braucht Helikopter zum Schutz der Bodentruppen
Auch wenn von der Leyen in Hessen noch nichts Konkretes über die neue Mission sagen will, laufen die Vorbereitungen bereits. Denn Ende des Jahres ziehen die Niederländer ihre Rettungs- und Kampfhubschrauber von der Uno-Mission Minusma ab, dann müssen andere Staaten die Aufgabe übernehmen.
Angedacht ist im Moment eine Mischlösung. Mündlich haben die Kanadier bereits zugesagt, mehrere Rettungshubschrauber vom Typ "Chinook" nach Mali zu schicken. Die modernen deutschen "Tiger" würden dann den Schutz der Retter übernehmen und außerdem bei Gefechtssituationen aus der Luft eingreifen.
Die Ministerin will sich in Fritzlar aber noch nicht festlegen. "Der Einsatz der Helikopter ist wichtig", sagt sie ausweichend, "die Uno-Mission braucht sie für den Schutz der Truppe am Boden." Ob es jedoch den politischen Willen für den Einsatz von deutschen Kampfhubschraubern gibt, lässt sie offen.
Ihre Soldaten sind da auskunftsfreudiger: Für einen möglichen Einsatz in Mali würde man wohl sechs bis sieben "Tiger" nach Afrika schicken, vier für den Einsatz und den Rest als Reserve. Hinzu kämen noch einmal rund 250 Mann an Personal. Es scheint, als ob nicht nur das Gerät bereit ist für die Mali-Mission.
Zusammengefasst: Jahrelang waren die "Tiger"-Kampfhubschrauber für Pannen anfällig. Doch jetzt gab Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bekannt, dass fast die Hälfte der Helikopter einsatzbereit ist. Schon bald könnte die Bundeswehr sie bei der gefährlichen Mission in Mali benötigen.