

Berlin - Die Bundesregierung hat am Montag leicht gereizt und einsilbig auf einen SPIEGEL-Bericht über gravierende Ausrüstungsmängel bei der Bundeswehr reagiert. Ein Sprecher von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte, der Ausrüstungszustand der Bundeswehr sei eine interne Angelegenheit, die er nicht in der Öffentlichkeit diskutiere. Ausdrücklich dementieren wollte er die dramatischen Zahlen zur Bereitschaft bei der Luftwaffe jedoch nicht. Der Sprecher sagte lediglich, die Truppe sei für "den Normalfall" gut ausgerüstet - ohne zu definieren, was als normal gilt.
Der SPIEGEL berichtet in seiner neuen Ausgabe unter Berufung auf einen vertraulichen Bericht der Luftwaffe über schwere Ausstattungsmängel bei der Bundeswehr, die die außenpolitischen Pläne für ein stärkeres, internationales Engagement der Bundeswehr infrage stellen. Demnach sind etliche Kampfjets vom Typ "Eurofighter", Transportflugzeuge und -hubschrauber derzeit nicht startklar, weil Ersatzteile fehlen und sich Reparaturen verzögern. Folgende Mängel sind in dem Papier unter anderem aufgelistet:
Das Verteidigungsministerium kommentierte keines der Defizite. Nur in einem Punkt wurde von der Leyens Sprecher an diesem Montag konkret: So sei die Abstellung von sechs "Eurofighter"-Jets im Zuge der verstärkten Nato-Patrouillen über dem Baltikum von dem Notstand bei der Luftwaffe nicht gefährdet.
Bis zum Ende der Woche sollen vier Flugzeuge zum Nato-Flugplatz Ämari in Estland verlegt werden, 160 Soldaten werden vor Ort stationiert. Zwei weitere "Eurofighter" sollen in Deutschland in Bereitschaft bleiben. Der deutsche Einsatz im Baltikum soll laut Bundeswehr, die in Estland das dänische Militär ablöst, vier Monate dauern.
Klicken Sie sich durch die Bilderstrecke, um Details zu den Ausrüstungsmängeln zu erfahren.
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Großes Versprechen: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (hier beim Start der deutschen Hilfsflüge in den Irak) will, dass sich die Bundeswehr international stärker engagiert. Doch die Ausrüstung der Truppe ist dafür kaum geeignet.
Von insgesamt 109 "Eurofighter"-Kampfjets sind nach SPIEGEL-Informationen gerade einmal acht Maschinen voll einsatzbereit.
Der Rest der "Eurofighter" wartet dagegen auf Ersatzteile, steht in der Werkstatt - oder dient als Ausstellungsobjekt beim Tag der offenen Tür (wie hier im August 2014 auf dem Bundeswehrflugplatz in Rostock-Laage).
Der Transporthelikopter CH-53 soll bei Auslandsmissionen Material und Truppen oder (wie hier Ende Juli im afghanischen Masar-i-Scharif) auch mal die Bundesverteidigungsministerin zum Einsatzort bringen.
Aber auch beim CH-53 ist die Lage dramatisch (hier beim Einsatz in Afghanistan): Von 67 Maschinen können einem vertraulichen Bericht zufolge derzeit nur sieben abheben, weil Ersatzteile fehlen oder nur mit Verzögerung verfügbar sind.
Nicht besser sieht es beim NH90 aus (das Bild zeigt eine Bundeswehrübung): Nur fünf Maschinen fliegen derzeit, der Ersatzteilzulauf sei "erheblich verzögert", heißt es.
Eine Transall C-160 startet vom Fliegerhorst Hohn, um Hilfsgüter in den Nordirak zu bringen. Mittlerweile setzt die Bundeswehr dafür auch zivile Flugzeuge ein, weil nur 21 von 56 Maschinen voll einsatzfähig sein sollen.
Die Transall soll von der Propellermaschine A400M abgelöst werden. Doch nach langen Verzögerungen gibt es immer noch Probleme mit der Zulassung.
Schwierigkeiten gibt es auch bei der Marine (im Bild die Fregatte Rheinland-Pfalz 2011 im Hafen von Valletta): Es fehlt an Nachwuchs.
Angesichts der Personallücke ist man schon fast froh, dass sich die Auslieferung des fünften U-Boots der Klasse 212A (hier die Produktion in Eckernförde) verzögern wird.
Mit millionenschweren Werbekampagnen versucht die Truppe, wieder mehr Nachwuchskräfte für die Bundeswehr zu begeistern - doch der Dienst an der Waffe (wie hier in Afghanistan) ist nicht attraktiv. Es fehlen Mechaniker, IT-Spezialisten, aber auch Unteroffiziere.
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