Ermittlungen eingeleitet Bundeswehr vermisst offenbar Zehntausende Schuss Munition

Mindestens 60.000 Schuss Munition sollen der Bundeswehr einem Bericht zufolge seit 2010 abhandengekommen sein. Das Verteidigungsministerium verspricht Aufklärung.

Neuer Ärger bei der Bundeswehr: Die Truppe hat Ermittlungen eingeleitet, weil insgesamt Zehntausende Schuss Munition in ihren Beständen fehlen. "Wenn es um Straftaten geht, wird selbstredend die Staatsanwaltschaft eingeschaltet", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur dpa. Die Gründe seien aber noch ungeklärt.

Zuvor hatte die "Welt" unter Berufung auf Angaben der Bundesregierung berichtet, dass seit 2010 mindestens 60.000 Schuss Munition abhandengekommen seien. Das gehe aus vertraulichen Antworten der Regierung auf parlamentarische Anfragen verschiedener Fraktionen hervor.

Ministerium verspricht: "Schlamperei wird abgestellt"

Demnach konnten von mehr als 96.000 abhandengekommenen Patronen unterschiedlichen Kalibers nur rund 36.000 wieder sichergestellt werden. Der ungeklärte Verbleib von 48.000 Schuss Munition beim in die Kritik geratenen Kommando Streitkräfte (KSK) sei in der Übersicht nicht enthalten.

"Wir ermitteln jetzt intensiv und überprüfen unsere Verfahren - nicht nur im KSK", sagte der Sprecher. Es müsse geklärt werden, ob es sich um Schlamperei handele, ob Bestände in Einsatzgebieten verblieben seien oder mit krimineller Energie etwas abgezweigt worden sei. "Nichts davon kann ausgeschlossen werden." Die Behörden arbeiteten zusammen. "Schlamperei wird abgestellt, jeder Fall eines 'Abzweigens' wird zur Anzeige gebracht und die Staatsanwaltschaft wird eingeschaltet", sagte der Sprecher.

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte angesichts des Skandals um das KSK eine Umstrukturierung der Elitetruppe angekündigt und Aufklärung hinsichtlich fehlender Munitionsbestände versprochen. Der Fund eines Waffenlagers in Sachsen im Mai sowie mehrere rechtsextreme Verdachtsfälle unter Elitesoldaten und Reservisten hatten die Debatte über Rechtsextremismus bei der Bundeswehr befeuert.

mes/dpa
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