Übungseinsatz der Bundeswehr: Kampfhubschrauber vom Typ "Tiger"
Foto: Alexander Koerner/ Getty ImagesBerlin - Die Ausrüstung der Bundeswehr ist marode - trotzdem hat das Verteidigungsministerium zwischen 2009 und 2013 insgesamt 3,04 Milliarden Euro, die für Rüstungsmaterial eingeplant waren, nicht genutzt. Das berichtet die "Rheinische Post" unter Berufung auf eine Aufstellung der Grünen-Bundestagsfraktion. Das Geld sei zum Teil an den Bundesfinanzminister zurückgegangen.
Schon Ende September war bekannt geworden, dass der Wehretat trotz gravierender Ausrüstungsmängel der Bundeswehr nicht in vollem Umfang abgerufen wurde. Das Verteidigungsministerium kündigte daraufhin an, den Etat künftig effektiver auszuschöpfen. Dafür sollen sogenannte Nachrückerprojekte bestimmt werden, die etwa zum Zuge kommen könnten, wenn Waffensysteme von der Industrie nicht rechtzeitig ausgeliefert würden.
"Wenn man sieht, dass die Bundeswehr seit 2009 über drei Milliarden Euro gar nicht für Rüstung ausgegeben hat, mangelt es ihr nicht an Geld. Dann haben wir es mit krassem Missmanagement zu tun", sagte der Grünen-Verteidigungspolitiker Tobias Lindner.
Allein im vergangenen Jahr wurden dem Zeitungsbericht zufolge knapp 1,62 Milliarden Euro nicht für Rüstungsgüter ausgegeben. Nur ein Teil des Geldes sei für andere Zwecke ausgeben worden, etwa für Überhangpersonal im Zuge der Bundeswehrreform.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte vor einer Woche ein Gutachten über die Rüstungsprojekte der Bundeswehr entgegen genommen, das Missmanagement und Schlamperei auf mehr als tausend Seiten auflistete. Um die Probleme bei der Bundeswehr zu beheben, forderte von der Leyen unter anderem eine Erhöhung des Wehretats.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Großes Versprechen: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (hier beim Start der deutschen Hilfsflüge in den Irak) will, dass sich die Bundeswehr international stärker engagiert. Doch die Ausrüstung der Truppe ist dafür kaum geeignet.
Von insgesamt 109 "Eurofighter"-Kampfjets sind nach SPIEGEL-Informationen gerade einmal acht Maschinen voll einsatzbereit.
Der Rest der "Eurofighter" wartet dagegen auf Ersatzteile, steht in der Werkstatt - oder dient als Ausstellungsobjekt beim Tag der offenen Tür (wie hier im August 2014 auf dem Bundeswehrflugplatz in Rostock-Laage).
Der Transporthelikopter CH-53 soll bei Auslandsmissionen Material und Truppen oder (wie hier Ende Juli im afghanischen Masar-i-Scharif) auch mal die Bundesverteidigungsministerin zum Einsatzort bringen.
Aber auch beim CH-53 ist die Lage dramatisch (hier beim Einsatz in Afghanistan): Von 67 Maschinen können einem vertraulichen Bericht zufolge derzeit nur sieben abheben, weil Ersatzteile fehlen oder nur mit Verzögerung verfügbar sind.
Nicht besser sieht es beim NH90 aus (das Bild zeigt eine Bundeswehrübung): Nur fünf Maschinen fliegen derzeit, der Ersatzteilzulauf sei "erheblich verzögert", heißt es.
Eine Transall C-160 startet vom Fliegerhorst Hohn, um Hilfsgüter in den Nordirak zu bringen. Mittlerweile setzt die Bundeswehr dafür auch zivile Flugzeuge ein, weil nur 21 von 56 Maschinen voll einsatzfähig sein sollen.
Die Transall soll von der Propellermaschine A400M abgelöst werden. Doch nach langen Verzögerungen gibt es immer noch Probleme mit der Zulassung.
Schwierigkeiten gibt es auch bei der Marine (im Bild die Fregatte Rheinland-Pfalz 2011 im Hafen von Valletta): Es fehlt an Nachwuchs.
Angesichts der Personallücke ist man schon fast froh, dass sich die Auslieferung des fünften U-Boots der Klasse 212A (hier die Produktion in Eckernförde) verzögern wird.
Mit millionenschweren Werbekampagnen versucht die Truppe, wieder mehr Nachwuchskräfte für die Bundeswehr zu begeistern - doch der Dienst an der Waffe (wie hier in Afghanistan) ist nicht attraktiv. Es fehlen Mechaniker, IT-Spezialisten, aber auch Unteroffiziere.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden