BA-Chef Weise Burka und "liederliche Kleidung" sind tabu

Die Union fordert es, in der Arbeitsagentur gilt es bereits: Das Burkaverbot. Agenturchef Weise erklärt in der "Bild am Sonntag", warum. Und auch Margot Käßmann mischt sich in die Debatte ein.

Wer in Deutschland aufs Amt geht, sieht Mitarbeiter in kurzärmeligen Hemden, geschmacklosen Krawatten oder khakifarbenen Outdoor-Hosen. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, hält es offenbar dennoch für nötig, den Dresscode in seiner Behörde einzugrenzen.

"Was hier nicht toleriert würde: eine Mitarbeiterin mit Burka", sagte Weise der "Bild am Sonntag". Genauso wenig würden Menschen mit "liederlicher Kleidung" akzeptiert. "Das ergibt sich aus unserem Auftrag, der Kontakt mit den Kunden vorsieht."

Gegen ein Kopftuch hat er laut dem Bericht dagegen nichts. "Wenn sich das Tragen eines Kopftuchs nicht in einem Verhalten niederschlägt, das unseren Werten widerspricht, dann ist das als Kleidungsstück in Ordnung. Dann habe ich kein Problem damit. Bei uns in der Bundesagentur arbeiten auch Frauen mit Kopftuch."

Käßmann: Wer freiwillig Burka trägt, hat echt ein Problem

Über die muslimische Frauenbekleidung tobt in Europa seit Wochen ein Streit. Am Freitag hatte der französische Staatsrat das Burkiniverbot in einer Gemeinde gekippt. Von dem Urteil geht eine Signalwirkung für Dutzende Gemeinden in Frankreich aus. In Deutschland hatten zuvor die Länderinnenminister von CDU und CSU ein Burkaverbot gefordert.

Für die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann grenzt die Debatte an Hysterie. In der "Bild am Sonntag" schreibt sie: Keine Frau mit Burka habe in Europa je einen Anschlag verübt. "Geschätzt tragen maximal 800 Frauen in Deutschland dieses frauenverachtende Teil. Das sind 0,001 Prozent der Bevölkerung. Sie sollen unsere ganze Kultur bedrohen?"

Sie selbst lehne die Vollverschleierung allerdings kategorisch ab, schreibt Käßmann. "Ich finde Nikab und Burka schrecklich. Wenn ich eine Frau so verhüllt sehe, denke ich: Die tut mir leid! Und wenn sie sagt, sie macht es freiwillig, heißt das für mich: Sie hat echt ein Problem."

Zu den Burkiniverboten in Frankreich schreibt sie weiter: "Ich bin alt genug, mich daran zu erinnern, wie der Bikini als Bedrohung der westlichen Werte angesehen wurde. Damals sollten die Frauen mehr anziehen, jetzt sollen sie mehr ausziehen. Du lieber Himmel, wer bestimmt denn das?"

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Frankreich: Burkiniverbot

Foto: Rolf Haid/ picture-alliance/ dpa
apr
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