Bush in Deutschland Winken ohne Publikum
Rostock/Trinwillershagen - Um 21.30 Uhr, eine Viertelstunde früher als geplant, setzt die Air Force One auf der Rollbahn in Rostock-Laage auf. Um 21.35 Uhr geht die Tür auf, noch einmal zwei Minuten dauert es, bis der Kopf des US-Präsidenten zu sehen ist. Neben George W. Bush steht seine Frau Laura, beide winken. Es gibt niemanden, der zurückwinkt. Der Flughafen ist weiträumig abgesperrt, die einzigen Zuschauer sind die Agenten des Secret Service und die Journalisten auf dem eigens errichteten Pressepodest.
Von der Gangway aus beäugt das Ehepaar das militärische Zeremoniell durch das Wachbatallion der Bundeswehrsoldaten. Ministerpräsident Harald Ringstorff wartet mit einem Blumenstrauß vor der Präsidentenmaschine und begrüßt den hohen Gast. "Welcome to Mecklenburg-Vorpommern, Mr. President", sagt er. Ringstorff wird Bush als "Governor" vorgestellt. Bush, der Gouverneur von Texas war, bevor er Präsident wurde, legt dem SPD-Politiker den Arm auf die Schulter und sagt: "Es ist eine schöne Sache, Governor zu sein."
Mehr Zeit für Small Talk ist nicht. Die Motoren der "Chinook"-Hubschrauber dröhnen bereits: Die Bushs müssen sofort weiter nach Heiligendamm, ins Grand Hotel am Ostseestrand. Mit Ringstorff verbleibt Bush, dass sie sich heute in Stralsund wiedersehen: Auf dem Alten Markt und beim Besuch der Nikolaikirche.
Die Einladung zum Grillabend in Trinwillershagen hatte der Ministerpräsident zuvor allerdings ausgeschlagen. Der Brief von Kanzlerin Angela Merkel sei erst um 14 Uhr desselben Tages eingegangen, hieß es empört in der Schweriner Staatskanzlei. So kurzfristig könne der Ministerpräsident seinen Terminkalender nicht ändern. Unausgesprochen schwingt darin der Vorwurf mit, dass Merkel den Sozialdemokraten bei ihrer Party nicht dabei haben wolle. Ringstorff hatte bereits im Vorfeld das Barbecue als "Parteitermin" der CDU im Landtagswahlkampf kritisiert.
Trinwillershagen bereitet sich derweil recht entspannt auf den großen Abend vor. Zwar gibt es eine Fahrzeugkontrolle am Ortseingang, aber in dem 770-Seelen-Dorf ist alles frei zugänglich, auch das Kulturhaus, wo Merkel und Bush heute Abend mit 50 handverlesenen Gästen grillen werden. Im ersten Stock der Gaststätte findet sogar eine Geburtstagsfeier statt. "Das haben sie uns noch erlaubt", sagt ein Gast und klingt fast ein bisschen verwundert. Auf dem Parkplatz lässt der Fahrer eines dunklen Audi A8 seine Seitenscheibe vor drei staunenden Polizisten hoch und runter fahren. Die Scheibe ist mehrere Zentimeter dick: Panzerglas. "Mit neun Millimetern kommst du da nicht durch", sagt einer der Polizisten anerkennend.
Gastwirt Olaf Micheel, der Anfang der Woche die Wildsau für Bush geschossen hatte, überwacht mit einem Block in der Hand die letzten Vorbereitungen. Ein Lastwagen wird entladen: Palmen, Tannen und andere Bäume werden in den großen Saal geschleppt, in dem bereits Holzbänke stehen. Falls es regnet, können die Gäste nach drinnen umziehen. Es ist ihnen nicht zu wünschen: Selbst das frische Grün kann das düstere DDR-Braun des Saals nicht aufhellen.
Draußen ist bereits alles fertig: Party-Fackeln stecken in den ordentlich geharkten Beeten. Eine Bierbar ist errichtet. Und neben dem Weiher voller Entengrütze weiden sogar zwei lebendige Schafe hinter einem nagelneuen Zaun. Eine Mitarbeiterin des Kulturhauses grinst und sagt: Ja, die seien extra rangeschafft worden. Party-Dekoration für den Cowboy.