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GroKo-Klausur in Meseberg Klasse 12b im Schullandheim eingetroffen

Internationale Krisen, neue Arbeitsplätze in Deutschland - und ein schuldenfreier Haushalt: Bei der GroKo-Tagung auf Schloss Meseberg haben Union und SPD viel zu besprechen. Auch den eigenen Teamgeist.

Das Ziel ist klar: Die Große Koalition will während ihrer zweitägigen Klausur im Gästehaus Schloss Meseberg endlich Einigkeit demonstrieren - und gemeinsame Arbeitsschwerpunkte für die kommenden Monate bestimmen.

Den viel beschworenen Teamgeist haben bislang vor allem zwei Minister vermissen lassen: CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer sowie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Mit Aussagen zum Islam und zu Hartz IV verstimmten sie viele Sozialdemokraten, aber auch Politiker aus den eigenen Reihen.

Vor allem für Spahn zahlt sich diese Strategie offenbar nicht aus. Er liegt im aktuellen SPON-Regierungsmonitor auf dem vorletzten Platz. Nur Ursula von der Leyen (CDU), die Chefin der von Pleiten und Pannen gebeutelten Bundeswehr, ist unbeliebter.

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Schloss Meseberg: GroKo übt Geschlossenheit

Foto: Bernd von Jutrczenka/ dpa

GroKo sieht Wirtschaft in guter Verfassung

Besser sieht es da für die deutsche Wirtschaft aus. CDU, CSU und SPD versicherten in Meseberg einstimmig, diese sei in einer guten Verfassung. So sollen die Voraussetzungen für Investitionen, mehr Wohlstand und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer, der ebenso wie DGB-Chef Reiner Hoffmann zu der Klausur eingeladen war, warnte die Koalition vor zu hohen Ausgaben und Wohlfühlprogrammen. Die günstige Wirtschaftslage halte nicht auf Dauer. "Die Zinswende steht an, Protektionismus in immer mehr Ländern gefährdet unseren Export, Steuersenkungen in den USA und anderen Ländern werden Investitionen umleiten." Er forderte mehr Flexibilität für Unternehmen.

Vollbeschäftigung als Ziel

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte am Rande des Treffens, der Regierung gehe es um Vollbeschäftigung in Zeiten eines technologischen Wandels. Die Koalition werde dafür sorgen, dass Menschen neue und gute Arbeit annehmen könnten.

Hubertus Heil

Hubertus Heil

Foto: Bernd von Jutrczenka/ dpa

So solle etwa in einem der ersten Gesetzgebungsverfahren der Koalition für eine Brücke zwischen Teil- und Vollzeitarbeit gesorgt werden. Es sei deutlich geworden, dass bei allen Interessensunterschieden Arbeitgeber, Gewerkschaften und ein starker Staat "die notwendigen Partner sind, um in den nächsten Jahren den Wandel für Deutschland erfolgreich zu gestalten".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in der letzten GroKo angekündigt, bis 2025 Vollbeschäftigung erreichen zu wollen. Das Ziel der Koalition, deutlich mehr Menschen in Arbeit zu bringen, soll auch durch eine milliardenschwere Offensive mit Lohnzuschüssen und Qualifizierungsmaßnahmen für rund 150.000 Langzeitarbeitslose ermöglicht werden.

Angela Merkel und Olaf Scholz in Meseberg

Angela Merkel und Olaf Scholz in Meseberg

Foto: FABRIZIO BENSCH/ REUTERS

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte, Vollbeschäftigung sei nur zu erreichen, wenn eine "neue Dynamik für Deutschland" ausgelöst werde. Dies gehe nur mit Investitionen, Reformen und Innovationen. Es müsse eine Balance erreicht werden zwischen sozialer Verantwortung und wirtschaftlichem Erfolg. Dabei gehe es auch um neue Beschäftigung im Zeitalter der Digitalisierung.

Scholz will die "Schwarze Null" halten

Ein Thema wird in den kommenden knapp 48 Stunden auch der Bundeshaushalt für das laufende Jahr sein, den Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) nach der ungewohnt langen Regierungsbildung jetzt rasch aufstellen muss. Erklärtes Ziel ist es, erneut ohne neue Schulden ("Schwarze Null") auszukommen.

Zur Beratung internationaler Herausforderungen wurden auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf das Schloss Meseberg geladen.

Schloss Meseberg

Schloss Meseberg

Foto: Stephanie Pilick/ dpa

In diesen Gesprächen dürfte es angesichts der drohenden US-Strafzölle um das Verhältnis der EU zu Amerika gehen, aber auch um eine von Merkel zugesicherte Aufstockung der Verteidigungsausgaben. Angesprochen werden könnten aber auch die Lage in Syrien und das Verhältnis zu Russland.

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