Reaktion auf Merkel-Kritik Gröhe rügt Schlarmanns mangelnden Arbeitseinsatz

Generalsekretär Gröhe: "Unangemessene öffentliche Äußerungen"
Foto: dapdDüsseldorf - CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe hat in scharfer Form die Kritik des Unionsmittelstandschefs Josef Schlarmann an Kanzlerin Angela Merkel zurückgewiesen. Es sei bedauerlich, "dass die markigen, zum Teil völlig unangemessenen öffentlichen Äußerungen von Herrn Schlarmann in einem bemerkenswerten Missverhältnis zu seinen eher überschaubaren Beiträgen in den Gremien unserer Partei stehen", sagte Gröhe der "Rheinischen Post".
Natürlich gehöre zur Diskussion in einer Volkspartei auch die öffentliche Debatte, sagte Gröhe. Auseinandersetzungen sollten aber zunächst in den zuständigen Gremien stattfinden.
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung (MIT) hatte in der "Leipziger Volkszeitung" "erhebliche Zweifel" geäußert, dass die Union mit CDU-Chefin Merkel an der Spitze die nächste Bundestagswahl gewinnen könne. "Es gibt keinerlei grundsätzliche Debatte mehr, weil alles in Frau Merkels CDU als alternativlos angeboten wird", hatte der MIT-Chef beklagt. Er setzte sogar noch eins drauf: "Das ist wie in der Mensa, die täglich nur ein Gericht anbietet. Wem das nicht schmeckt, der bleibt draußen." Er sprach zugleich von einem "System Merkel".
Schlarmann übte schonungslose Kritik an der politisch-taktischen Aufstellung der CDU-Chefin. Richtig harte Themen wie Energie oder Europa würden in der Merkel-Union nicht mehr grundsätzlich behandelt: "Die Macht in der CDU von heute konzentriert sich auf das Kanzleramt." Alle Minister seien von der Kanzlerin unmittelbar abhängig. Karriere mache nur noch derjenige, der auf Merkels Linie liege. Das habe man beim entlassenen Umweltminister Norbert Röttgen erlebt.
Zudem warf Schlarmann der Kanzlerin vor, mit dem liberalen Koalitionspartner gebrochen zu haben: "Die von Merkel geführte CDU-Spitze entschied, dass man der FDP in dieser Koalitionsregierung keinen Stich mehr lassen will. Seitdem lässt man die FDP auflaufen."