Wahlkampf der Union Generalsekretär Ziemiak baut CDU-Zentrale um

Die Union steckt im Tief, nun forciert CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak die Planungen für den Bundestagswahlkampf. Er setzt dabei nach SPIEGEL-Informationen auf eine Art »war room« nach US-Vorbild.
CDU-Chef und Unionskanzlerkandidat Laschet mit Generalsekretär Ziemiak

CDU-Chef und Unionskanzlerkandidat Laschet mit Generalsekretär Ziemiak

Foto: Michael Kappeler / picture alliance / dpa

Zeitweise verzeichnete die Union in der Coronakrise Zustimmungswerte von fast 40 Prozent. Davon sind CDU und CSU derzeit weit entfernt. Um eine Niederlage bei der Bundestagswahl im September abzuwenden, verstärkt die CDU ihre Kampagnenplanung und verändert in der Parteizentrale die Strukturen.

Den Umbau treiben Generalsekretär Paul Ziemiak und Bundesgeschäftsführer Stefan Hennewig voran. Herzstück ist nach SPIEGEL-Informationen ein neues Kampagnenlagezentrum, in dem verschiedene Ebenen der Wahlkampfführung gebündelt werden.

So sollen in der neuen Abteilung der Newsroom, die Social-Media-Kommunikation sowie das Data- und das Mobilisierungsteam zusammenarbeiten. Zudem soll es integrierte Teams aus Mitarbeitern der Partei sowie der beteiligten Agenturen geben, um kommunikativ und operativ schneller auf aktuelle Entwicklungen im Wahlkampf zu reagieren. Der Ansatz, die gesamte Kampagne zentral zu steuern, ist an das Konzept des »war room« angelehnt, das seit Jahren in großen US-Wahlkämpfen üblich ist.

Die neuen Strukturen gehen mit größeren personellen Veränderungen einher. Johannes Dickhut-Bielsky und Timon Radicke sollen das Lagezentrum leiten. Dickhut-Bielsky war bislang Vize-Bereichsleiter »Strategie und Planung«, Radicke kommt neu ins Adenauerhaus.

Ziemiak holte mit dem Marketing-Experten Stefan Wacker zudem einen neuen Leiter der Social-Media-Kommunikation. Die bisherige Strategie-Chefin Simone Großner wird zur stellvertretenden Bundesgeschäftsführerin befördert. Sie verantwortet zudem als Bereichsleiterin für Programm und Analyse auf Arbeitsebene das Regierungsprogramm der CDU. Neuer Strategie-Chef wird Stefan Gruhner, bisher Leiter der Stabsstelle »Zukunft der Volkspartei« und verantwortlich für die Kontakte in die Landesverbände.

Indem sie die Wahlkampfaktivitäten verstärkt, dürfte die CDU-Führung auch den Abwärtstrend stoppen wollen. Seit der Maskenaffäre vor einigen Wochen und den Schwierigkeiten im Pandemiemanagement hat sich die politische Stimmung im Land stark verändert. Auch die von erheblichen internen Zweifeln begleitete Nominierung von Parteichef Armin Laschet als Kanzlerkandidat der Unionsparteien änderte die Dynamik bislang nicht.

Möglicherweise hat die harte Auseinandersetzung um die Kanzlerkandidatur zwischen Laschet und CSU-Chef Markus Söder der Union sogar weiter geschadet im Ansehen der Bürger. Zuletzt waren CDU und CSU in Umfragen noch einmal abgerutscht, in einigen Erhebungen sogar hinter die Grünen.

Anfang der Woche hatte Generalsekretär Ziemiak bekannt gegeben, die Bundestagswahlkampagne mit der Agentur Serviceplan umzusetzen. Mit der Unterschrift des Vertrags hatte man gewartet, bis die Kanzlerkandidatenfrage geklärt war.

flo/vme
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