
Postenvergabe im Bundestag Die Zombies von der CDU


CDU/CSU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus
Foto: Christoph Soeder / picture alliance/dpaDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Die Wahlverliererpartei CDU hat diese Woche nicht nur einen neuen Vorsitzenden, sondern auch ihr neues Spitzenpersonal für die Legislaturperiode im Bundestag bestimmt. Ihre Regierungszeit ist vorbei, jetzt braucht es frische Leute und einen unverstellten Blick, Stichwort Erneuerung. Hatte ich jedenfalls geglaubt. Hier das Ergebnis der CDU-Postenvergabe:
Jens Spahn, Ex-Bundesgesundheitsminister, wird Vizefraktionschef.
Steffen Bilger, Ex-Staatssekretär im Verkehrsministerium, wird ebenfalls Vizefraktionschef.
Julia Klöckner, Ex-Landwirtschaftsministerin, leitet künftig die Unionsarbeitsgruppe Wirtschaft.
Anja Karliczek, Ex-Bildungsministerin, leitet die Arbeitsgruppe Tourismus.
Günter Krings, Ex-Staatssekretär im Innenministerium, leitet die Arbeitsgruppe Recht.
Thomas Jarzombek, Ex-Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, leitet die Arbeitsgruppe Bildung und Forschung.
Thomas Bareiß, Ex-Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, leitet die Arbeitsgruppe Verkehr.
Helge Braun, Ex-Chef des Bundeskanzleramts, bekommt den Vorsitz im Haushaltsausschuss.
Aus der Psychologie kennt man das Phänomen, dass Menschen oft längere Zeit brauchen, um eine Niederlage zu verarbeiten. Fußballer reden auf Schiedsrichter ein, obwohl das Spiel längst abgepfiffen wurde. Der Ex-Partner schreibt ellenlange SMS. Gefeuerte Manager geben Rechtfertigungsinterviews aus der U-Haft. Solche Reaktionen wirken auf Dritte in aller Regel peinlich, haben für die Betroffenen aber einen selbsttherapeutischen Zweck.
Womöglich ist es bei der CDU ähnlich, nach dem Motto: Im Tourismusausschuss will Anja Karliczek jetzt zeigen, wie unrecht ihr als Bildungsministerin getan wurde. Nimm das, du undankbares Volk! Die meisten Wählerinnen und Wähler dürften sich allerdings darüber wundern, dass es bei der CDU im Bundestag offenbar kaum jemanden unter vierzig gibt, dem man ein Amt zutraut, dafür aber mehr Wiedergänger als in »The Walking Dead«.

Die Geschwisterschule
Was Schwestern und Brüder miteinander erfahren, prägt nicht nur ihr Verhältnis. Es beeinflusst auch, wie sie in Partnerschaften und im Beruf zurechtkommen. Nun nehmen Forscher die Beziehungen von Erstgeborenen, Sandwichkindern und Nesthäkchen genauer in den Blick.
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Die öde Regierungserklärung des neuen Bundeskanzlers, die Herumeierei des neuen Finanzministers beim Schattenhaushalt, die Verunsicherung durch den neuen Gesundheitsminister beim angeblichen Impfstoffmangel – hier hätte es schon diese Woche eine kraftvolle Opposition gebraucht. Stattdessen trat der alte und neue Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus auf, der in den vergangenen Jahren selbst jeden Kompromiss abgenickt hatte, auch beim Thema Schattenhaushalt, gegen den er nun plötzlich vor dem Verfassungsgericht klagen will. Fraktionsvize Spahn wiederum ist bei Corona wie gelähmt, kein Wunder, er trug bis vor Kurzem ja noch die Hauptverantwortung für alles, was schieflief.
Ja, jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient, sogar in der Politik. Ich glaube aber, dass es der Demokratie nicht guttut, wenn die größte Oppositionspartei aus Regierungszombies besteht, die so tun, als wäre ihre Abwahl nur ein versehentlicher Betriebsunfall gewesen.