SPIEGEL-Umfrage zum CDU-Vorsitz
Spahn holt stark auf – obwohl er (bisher) nicht antritt
Im Machtkampf um den CDU-Vorsitz sprechen sich immer mehr Deutsche und Unionsanhänger für einen Kandidaten aus, der nicht auf der Liste steht: Gesundheitsminister Jens Spahn liegt nur noch knapp hinter Favorit Friedrich Merz.
Gesundheitsminister Spahn: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie steigen seine Beliebtheitswerte
Foto: Thomas Trutschel/photothek.de / imago images/photothek
Noch liegt er vorn im Rennen um den CDU-Vorsitz: Friedrich Merz. Doch sein Vorsprung schrumpft. Und zwar nicht erst seit seinem Vorwurf, das CDU-Establishment versuche, ihm mit einer Verschiebung des Parteitags den Aufstieg an die Spitze zu verbauen.
Die Verschiebung des Parteitags hatte zuletzt für Zwist in der Partei gesorgt. Am Ende einigten sich die Kontrahenten Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen darauf, dass die Entscheidung über den CDU-Vorsitz nun auf einem Parteitag Mitte Januar fallen soll.
Jens Spahn spielt in diesen Überlegungen bislang keine Rolle, er hat sich Laschet in einem Team untergeordnet – doch seit Ausbruch der Corona-Pandemie steigen die Beliebtheitswerte des Gesundheitsministers stetig.
Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL zeigt: Obwohl er nicht kandidiert, halten rund 23 Prozent Jens Spahn für den besten künftigen CDU-Chef. Damit liegt er nur noch knapp hinter Friedrich Merz. Bei einer Umfrage Ende Februar erreichte Merz noch mehr als 37 Prozent.
Angesichts der zunehmenden Popularität des Gesundheitsministers war immer wieder über einen Wechsel der Führungsrolle innerhalb des Teams Laschet-Spahn spekuliert worden. Bislang hat Spahn entsprechende Überlegungen stets zurückgewiesen.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet liegt mit gerade einmal 8 Prozent nicht nur deutlich hinter seinem Teampartner, sondern auch hinter Herausforderer Norbert Röttgen.
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Besonders deutlich hat Merz im Lager der Unionsanhänger eingebüßt: Im Februar plädierten rund 63 Prozent für ihn, jetzt sind es nur noch rund 33 Prozent. Knapp 28 Prozent der Unionsanhänger favorisieren Spahn.
Röttgen und Laschet sind auch hier klar abgeschlagen.
Deutlich gewonnen hat Merz zuletzt hingegen bei Wählern der AfD und FDP. Bei einer SPIEGEL-Umfrage Ende September hatten sich noch gut 48 Prozent der AfD-Wähler und knapp 42 Prozent der FDP-Wähler für Merz ausgesprochen. In der aktuellen Umfrage landet Merz bei 57 Prozent (FDP) und 55 Prozent (AfD).
Nach der Entscheidung über den CDU-Vorsitz soll gemeinsam mit der CSU die Frage der Unionskanzlerkandidatur für die Bundestagswahl im Herbst 2021 geklärt werden. In dieser Frage hat Merz nur knapp 19 Prozent der Deutschen hinter sich. Laschet und Röttgen landen sogar unter fünf Prozent. Und selbst Aufsteiger Jens Spahn kommt gerade mal auf 11 Prozent.
Mit weitem Abstand führt in der K-Frage weiterhin Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder. Mehr als 40 Prozent nannten ihn als besten Kanzlerkandidaten der Union.