SPIEGEL-Umfrage zum künftigen CDU-Chef Merz und Röttgen liegen klar vor Laschet

Friedrich Merz (l.) und Norbert Röttgen
Foto: Bernd von Jutrczenka / dpaMitten in der Corona-Pandemie entscheidet die CDU am 16. Januar über einen neuen Vorsitzenden – auf einem komplett digitalen Parteitag soll endlich Annegret Kramp-Karrenbauers Nachfolger gewählt werden. Aber wer schafft es? Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat derzeit die mit Abstand schlechtesten Karten. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL.
»Wer ist Ihrer Meinung nach am ehesten dazu geeignet, der nächste CDU-Vorsitzende zu werden?« lautete die Frage. Laschet kommt dabei auf nicht einmal 12 Prozent.
Viel besser sind die Werte für seine Konkurrenten: Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz liegt demnach bei fast 29 Prozent, der Außenpolitiker Norbert Röttgen erhält fast 32 Prozent. Bei einer Umfrage Anfang Dezember hatte Merz noch vor Röttgen in Führung gelegen.
Ganz zu überzeugen vermag das Kandidatenfeld offenbar nicht. Der Anteil der Befragten, die mit »weiß nicht« antworteten, ist mit rund 28 Prozent sehr hoch.
Sehr unterschiedlich fällt die Bewertung unter den Anhängern der Parteien aus. Merz führt bei den Wählern der Union deutlich mit 38 Prozent vor Röttgen (fast 29 Prozent) und Laschet (knapp über 11 Prozent). Röttgen wiederum ist der klare Favorit bei Unterstützern der SPD (mehr als 46 Prozent) und auch der Grünen (mehr als 52 Prozent). Bei Wählern der FDP (fast 62 Prozent) und der AfD (fast 61 Prozent) kommt dagegen Merz mit Abstand am besten an.
Entscheidend ist freilich, wie die 1001 Delegierten beim CDU-Parteitag entscheiden. Deren Stimmungsbild muss nicht dem der Unionsanhänger insgesamt entsprechen.
Ganz gleich, wie die Wahl des neuen Parteivorsitzenden auch ausgeht: Um die Chancen der Union bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr zu erhöhen, sollte der Umfrage zufolge keiner aus dem CDU-Bewerbertrio Kanzlerkandidat werden, sondern Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
Bei der Frage »Mit welchem Kanzlerkandidaten hätte die CDU/CSU bei der Bundestagswahl 2021 Ihrer Meinung nach die besten Chancen?« entschieden sich mehr als 44 Prozent für den CSU-Vorsitzenden. Merz kommt nicht einmal auf 18 Prozent, noch schlechter schneiden Röttgen (unter 11 Prozent) und Laschet ab, für den sich nur etwas mehr als 3 Prozent entscheiden.
Auch unter den Wählern von CDU und CSU liegt Söder in der K-Frage mit rund 61 Prozent klar vorn. Der bayerische Regierungschef ist auch nach Meinung der SPD-Anhänger (mehr als 42 Prozent) der Kanzlerkandidat, mit dem die Union die besten Chancen hätte. Noch höher ist Söders Wert bei den Grünenwählern: Mehr als 46 Prozent halten den CSU-Vorsitzenden für den besten Unions-Kanzlerkandidaten.
Laschet hatte jüngst gesagt, er wolle die Frage nach dem Kanzlerkandidaten im März klären. Hintergrund ist, dass am 14. März in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Landtagswahlen sind. Ab dann, so Laschet, solle man sich mit der Kandidatenfrage befassen. Söder hatte im Sommer für einen ähnlichen Zeitplan plädiert.
Bei einem SPIEGEL-Doppelgespräch mit Söder und Robert Habeck hatte der CSU-Chef kürzlich für eine schwarz-grüne Koalition geworben – die Anhänger der Grünen unterstützten das anschließend auch bei einer Umfrage.
Eigentlich wollte die CDU schon im April ihren neuen Vorsitzenden wählen. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Parteitag zunächst auf Dezember und nun auf Mitte Januar verschoben.
Das Meinungsforschungsinstitut Civey arbeitet mit einem mehrstufigen voll automatisierten Verfahren. Alle repräsentativen Echtzeitumfragen werden in einem deutschlandweiten Netzwerk aus mehr als 20.000 Websites ausgespielt (»Riversampling«), es werden also nicht nur Nutzer des SPIEGEL befragt. Jeder kann online an den Befragungen teilnehmen und wird mit seinen Antworten im repräsentativen Ergebnis berücksichtigt, sofern er sich registriert hat. Aus diesen Nutzern zieht Civey eine quotierte Stichprobe, die sicherstellt, dass sie beispielsweise in den Merkmalen Alter, Geschlecht und Bevölkerungsdichte der Grundgesamtheit entspricht. In einem dritten Schritt werden die Ergebnisse schließlich nach weiteren soziodemografischen Faktoren und Wertehaltungen der Abstimmenden gewichtet, um Verzerrungen zu korrigieren und Manipulationen zu verhindern. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch in den Civey FAQ.
Die Registrierung hilft dabei, die Antworten zu gewichten, und ermöglicht so ein Ergebnis für die Umfragen, das für die Wahlbevölkerung in Deutschland repräsentativ ist. Jeder Teilnehmer wird dabei nach seinem Geschlecht, Geburtsjahr und Wohnort gefragt. Danach kann jeder seine Meinung auch in weiteren Umfragen zu unterschiedlichen Themen abgeben.
Die Antwort jedes Teilnehmers wird so gewichtet, dass das Resultat einer Umfrage für die Grundgesamtheit repräsentativ ist. Bei der Sonntagsfrage und beim Regierungsmonitor umfasst diese Grundgesamtheit die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Die Gewichtung geschieht voll automatisiert auf Basis der persönlichen Angaben bei der Registrierung sowie der Historie früherer Antworten eines Nutzers. Weitere Details zur Methodik stehen im Civey-Whitepaper.
Meinungsumfragen werden in der Regel telefonisch oder online durchgeführt. Für die Aussagekraft der Ergebnisse ist entscheidend, wie viele Menschen erreicht werden können und wie viele sich tatsächlich an einer Umfrage beteiligen, wenn sie angesprochen werden. Internetanschlüsse und Festnetzanschlüsse sind in Deutschland derzeit etwa gleich weit verbreitet – bei jeweils rund 90 Prozent der Haushalte, Mobiltelefone bei sogar 95 Prozent. Die Teilnahmebereitschaft liegt bei allen Methoden im einstelligen Prozentbereich, besonders niedrig schätzen Experten sie für Telefonumfragen ein.
Es gibt also bei beiden Methoden eine Gruppe von Personen, die nicht erreicht werden kann, weil sie entweder keinen Anschluss an das jeweilige Netz hat oder sich nicht an der Umfrage beteiligen möchte. Deshalb müssen für ein aussagekräftiges Ergebnis immer sehr viele Menschen angesprochen werden. Civey-Umfragen sind derzeit neben dem SPIEGEL in mehr als 20.000 andere Webseiten eingebunden, darunter auch unterschiedliche Medien. So wird gewährleistet, dass möglichst alle Bevölkerungsgruppen gut erreicht werden können.
Bis das Ergebnis einer Umfrage repräsentativ wird, müssen ausreichend viele unterschiedliche Menschen daran teilnehmen. Ob das bereits gelungen ist, macht Civey transparent, indem zu jedem Umfrageergebnis eine statistische Fehlerwahrscheinlichkeit angegeben wird. Auch die Zahl der Teilnehmer und die Befragungszeit werden für jede Umfrage veröffentlicht.
In unseren Grafiken ist der statistische Fehler als farbiges Intervall dargestellt. Dieses Intervall zeigt jeweils, mit welcher Unsicherheit ein Umfragewert verbunden ist. Zum Beispiel kann man bei der Sonntagsfrage nicht exakt sagen, wie viel Prozent eine Partei bei einer Wahl bekommen würde, jedoch aber ein Intervall angeben, in dem das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit liegen wird. Überschneiden sich die Intervalle von zwei Umfragewerten, dann können streng genommen keine Aussagen über die Differenz getroffen werden. Bei der Sonntagsfrage heißt das: Liegen die Umfragewerte zweier Parteien so nah beieinander, dass sich ihre Fehlerintervalle überlappen, lässt sich daraus nicht ableiten, welche von beiden aktuell bei der Wahl besser abschneiden würde.
Die persönlichen Daten der Nutzer werden verschlüsselt auf deutschen Servern gespeichert und bleiben geheim. Mitarbeiter von Civey arbeiten für die Auswertungen lediglich mit User-IDs und können die Nutzer nicht mit ihrer Abstimmung in Verbindung bringen. Die persönlichen Angaben der Nutzer dienen vor allem dazu, die Antworten zu gewichten und sicherzustellen, dass die Umfragen nicht manipuliert werden. Um dies zu verhindern, nutzt Civey statistische wie auch technische Methoden. Darüber hinaus arbeitet Civey mit externen Partnern zusammen, die Zielgruppen für Werbetreibende erstellen. Nur wenn Nutzer die Datenschutzerklärung sowohl von Civey als auch von einem externen Partner akzeptiert haben, dürfen Ihre Antworten vom Partner zur Modellierung dieser Zielgruppen genutzt werden. Ein Partner erhält aber keine Informationen zu Ihren politischen und religiösen Einstellungen sowie solche, mit denen Sie identifiziert werden können. Civey-Nutzer werden auch nicht auf Basis ihrer Antworten mit Werbung bespielt. Der Weitergabe an Partner können Sie als eingeloggter Nutzer jederzeit hier widersprechen. Mehr Informationen zum Datenschutz bei Civey finden Sie hier.
An dieser Stelle haben Leser in der App und auf der mobilen/stationären Website die Möglichkeit, an einer repräsentativen Civey-Umfrage teilzunehmen. Civey ist ein Online-Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Berlin. Zur Erhebung seiner repräsentativen Umfragen schaltet die Software des 2015 gegründeten Unternehmens Websites zu einem deutschlandweiten Umfragenetzwerk zusammen. Neben dem SPIEGEL gehören unter anderem auch der »Tagesspiegel«, »Welt«, »Wirtschaftswoche« und »Rheinische Post« dazu. Civey wurde durch das Förderprogramm ProFit der Investitionsbank Berlin und durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert.