Celle Mutmaßliche Heiratsvermittlerin des IS angeklagt

Eine 30-jährige Deutsch-Syrerin soll sich vor sechs Jahren mit ihrem Ehemann dem IS in Syrien angeschlossen haben. Dort verfügte sie über Sturmgewehre, eine Handgranate - und lockte andere Frauen ins Kriegsgebiet.
Eine Frau im kurdisch kontrollierten al-Hol-Lager in Syrien (Archivbild)

Eine Frau im kurdisch kontrollierten al-Hol-Lager in Syrien (Archivbild)

Foto: Maya Alleruzzo/ AP

Die Generalstaatsanwaltschaft im niedersächsischen Celle hat Anklage gegen eine Anfang Dezember aus der Türkei abgeschobene mutmaßliche Angehörige der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) erhoben. Die 30-Jährige soll sich mit ihrem damaligen Ehemann 2014 in Syrien dem IS angeschlossen und unter anderem auch Heiraten zwischen weiteren Frauen aus Deutschland und Kämpfern der Miliz vermittelt haben, wie die Behörde mitteilte .

Konkret werden ihr die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie der unerlaubte Besitz von Kriegswaffen vorgeworfen. Sie soll über zwei Kalaschnikow-Gewehre und eine Handgranate verfügt haben. Bei mindestens einer Gelegenheit soll sie ein Sturmgewehr öffentlich mit sich geführt haben.

Ihr Mann starb im Kampf für den IS

Den Angaben zufolge war die Beschuldigte aus Vechta 2014 mit ihrem Ehemann über die Türkei in die Stadt Rakka im damaligen IS-Gebiet gereist. Zumindest für eine gewisse Zeit soll die Deutsch-Syrerin nach Erkenntnissen der Ermittler dort regelmäßig Geld von der Dschihadistenmiliz erhalten haben, während sie ihrem für den IS kämpfenden Mann den Haushalt führte und die gemeinsamen Kinder im Sinne der IS-Ideologie erzog.

Parallel warb sie laut Anklage bei Kontakten in Deutschland für Ausreisen in das IS-Gebiet und organisierte die Heiraten mehrerer Frauen mit IS-Kämpfern. Sie soll die Heiraten vermittelt und die Schleusungen der Frauen aus Deutschland organisiert haben, wie die Staatsanwaltschaft erklärte. Ihr Mann kam beim Kampf für den IS ums Leben. Über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung eines Prozesses muss das Oberlandesgericht in Celle entscheiden.

Die 30-Jährige gehört zu den mutmaßlichen IS-Anhängern, die nach dem Zusammenbruch der Herrschaft der Extremisten von der Türkei in ihre Herkunftsländer abgeschoben wurden. Sie landete am 4. Dezember mit ihren vier in Syrien geborenen Kindern in Frankfurt am Main und wurde direkt in Untersuchungshaft genommen. Die Kinder kamen in die Obhut des Jugendamtes. In dieser Zeit gab es mehrere ähnliche Fälle. Inzwischen laufen in Deutschland außerdem bereits auch einige Prozesse gegen Frauen, denen vorgeworfen wird, in Syrien IS-Mitglieder gewesen zu sein.

Im Januar hatte die Beschuldigte ursprünglich als Zeugin im Prozess gegen den mutmaßlichen IS-Deutschlandchef, Abu Walaa, in Celle aussagen sollen. Am Ende war sie zu einer Aussage aber doch nicht bereit, wodurch sie die Gefahr vermied, sich mit ihren Aussagen selbst zu belasten.

mes/dpa/AFP
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