Antisemitismus Knobloch sieht jüdisches Leben in Deutschland bedroht

Die Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden sorgt sich, dass religiöses Leben häufig nur unter Polizeischutz stattfinden könne. Charlotte Knobloch forderte von der Bundesregierung, einen Antisemitismusbeauftragten einzusetzen.
Charlotte Knobloch

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Charlotte Knobloch sieht das öffentliche jüdische Leben in Deutschland zunehmend bedroht. Es könne "in der Öffentlichkeit nur unter Polizeischutz und schärfsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden", sagte die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden im Gespräch mit der "Heilbronner Stimme".

In Berlin und München hätten laut Knobloch die großen Chanukka-Leuchter rund um die Uhr unter Bewachung gestanden. In Heilbronn hatte die Jüdische Gemeinde den drei Meter hohen Leuchter anlässlich des Chanukka-Fests im Dezember aufgestellt. Unbekannte hatten mehrere Lampen und die dazugehörigen Gaskartuschen von dem neunarmigen Leuchter heruntergeschlagen.

Knobloch forderte von der Bundesregierung, einen Antisemitismusbeauftragten einzusetzen. "Antisemitismus erstarkt von rechts und links, in der muslimischen Community und auch in der Mitte der Gesellschaft." Eine wirksame Bekämpfung der vielen offenen und verdeckten Formen von Antisemitismus sei überfällig. Knobloch ist heute Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Im April hatte eine vom Bundestag eingesetzte Expertenkommission einen Bericht vorgelegt, aus dem ebenfalls hervorgeht, dass Juden in Deutschland wegen alltäglicher antisemitischer Erfahrungen zunehmend um ihre Sicherheit fürchteten. Der Expertenkreis verlangt daher eine verbesserte Erfassung und Ahndung judenfeindlicher Straftaten sowie die Stärkung von Beratungsangeboten für die von Antisemitismus Betroffenen.

mho/dpa/AFP
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