Knobloch nach AfD-Eklat "Im Minutentakt wüste Beschimpfungen"

Charlotte Knobloch
Foto: Peter Kneffel/ dpaWährend einer Gedenkstunde für Opfer des Nationalsozialismus verließen Mitglieder der AfD-Fraktion aus Protest gegen eine Rede von Charlotte Knobloch den bayerischen Landtag. Nun wirkt sich der Fall offenbar vor allem auf die Rednerin selbst aus: Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland wird nach eigenen Angaben bedroht.
"Seitdem erreichen mich beinahe im Minutentakt wüste Beschimpfungen, Drohungen und Beleidigungen per E-Mail und Telefon", sagte Knobloch der "Augsburger Allgemeinen" . "Die Gefahr, die von der Partei und ihren Anhängern für unsere freiheitliche Demokratie ausgeht, wird so überdeutlich und zeigt nur noch mehr, dass die Demokraten in unserem Land gegen sie zusammenstehen müssen", sagte sie weiter.
Schon in ihrer Rede im Parlament in München hatte sie die AfD scharf attackiert: "Diese sogenannte Alternative für Deutschland gründet ihre Politik auf Hass und Ausgrenzung und steht nicht nur für mich nicht auf dem Boden unserer demokratischen Verfassung", hatte die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern gesagt. Daraufhin verließen AfD-Abgeordnete demonstrativ den Plenarsaal.
Weidel: Knobloch hat die Gedenkveranstaltung missbraucht
Die Fraktionschefin der AfD im Bundestag, Alice Weidel, äußerte sich auf Twitter zu dem Vorfall: Knobloch habe sich "entblödet" und die Gedenkveranstaltung für Parteipolitik missbraucht. Knobloch wiederum sagte der Nachrichtenagentur dpa, die AfD trete selbst sehr laut auf und reagiere dann bei Kritik an der eigenen Partei sehr unsouverän. "Eine Partei, die sich so rechtsradikal darstellt, gehört nicht in ein gesetzgebendes Gremium."
Im Oktober hatte Knobloch sich auch im Interview mit dem SPIEGEL klar gegen die AfD gestellt: "Zum ersten Mal hat eine Partei den Einzug in den Bundestag geschafft, deren Programm sich zusammenfassen lässt mit den Worten: Juden raus", hatte sie in dem Gespräch gesagt.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die AfD kürzlich zum Prüffall erklärt, den rechtsnationalen "Flügel" und die Partei-Nachwuchsorganisation "Junge Alternative" stufen die Verfassungsschützer als Verdachtsfall ein.