SPON-Umfrage zu Chemnitz AfD-Anhänger haben Verständnis für rechtsradikale Ausschreitungen

Die rechtsradikalen Ausschreitungen in Chemnitz sorgen deutschlandweit für Empörung. Einer Umfrage zufolge verurteilt eine Mehrheit im Land die Vorfälle. Bei AfD-Anhängern fällt das Urteil überwiegend anders aus.
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Foto: ODD ANDERSEN/ AFP

Jagd auf Migranten, Angriffe auf Journalisten und Gegendemonstration, offen zur Schau getragener Fremdenhass: Tausende Rechte waren am Montag in Chemnitz aufmarschiert. Dabei eskalierte die Gewalt und mehrere Menschen wurden verletzt. Seither beschäftigen die rechtsradikalen Ausschreitungen die Politik.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die gewaltsamen Proteste scharf verurteilt, ebenso Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Ähnlich bewertet auch die Mehrheit der Deutschen die Ausschreitungen in Chemnitz. Das ergibt eine repräsentative Befragung durch das Online-Meinungsforschungsinstitut Civey.

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Demnach antworteten rund 70 Prozent der Befragten auf die Frage: "Wie bewerten Sie persönlich die aktuellen rechtsradikalen Ausschreitungen in Chemnitz?" mit "Verurteile ich" und "verurteile ich eher". Rund 20 Prozent der Befragten verurteilen die Vorfälle hingegen nicht oder eher nicht.

Unterschiede in der Bewertung ergeben sich demnach zwischen Ost- und Westdeutschen: Mehr als ein Viertel der Befragten im Osten verurteilen die Ereignisse nicht. Im Westen sind weniger als 20 Prozent dieser Meinung.

Relative Einigkeit zeigt sich bei der Aufschlüsselung nach Parteipräferenz. Demnach verurteilen mehr als 85 Prozent der Unions-Wähler die Ausschreitungen. Bei SPD und Grünen sind es jeweils mehr als 95 Prozent. Fast 70 Prozent der FDP-Wähler teilen diese Meinung. Bei den Linken sind es mehr als 88 Prozent.

Anders sieht das Ergebnis bei Befragten aus, die mit der AfD sympathisieren. Weniger als 13 Prozent von ihnen verurteilen die Ereignisse. Mehr als drei Viertel der Befragten zeigen hingegen Verständnis.

Die AfD hatte nach dem Tod von Daniel H. am Sonntag zu einer Spontandemonstration aufgerufen. Diese Kundgebung sei friedlich verlaufen, darauf wiesen AfD-Politiker in den vergangenen Tagen immer wieder hin. Die anschließenden Gewaltausbrüche hat die Partei verurteilt. Gleichzeitig sympathisieren Führungsmitglieder jedoch offen mit den rechten Demonstranten.

Zuletzt zeigte der Parteivorsitzende Alexander Gauland Verständnis für die Ausschreitungen. "Wenn eine solche Tötungstat passiert, ist es normal, dass Menschen ausrasten", sagte er der "Welt" nach Vorabbericht vom Mittwoch.

Anmerkungen zur Methodik: Die Umfrage wurde in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey am 28. und 29. August 2018 online erhoben. Die Stichprobe umfasste mehr als 5000 Befragte. Der statistische Fehler lag bei 2,5 Prozent.

Wer steckt hinter Civey?

Civey ist ein Online-Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Berlin. Das Start-up arbeitet mit unterschiedlichen Partnern zusammen, darunter sind neben SPIEGEL ONLINE auch der "Tagesspiegel", "Cicero", der "Freitag" und Change.org. Civey wird durch das Förderprogramm ProFit der Investitionsbank Berlin und durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert.

asc
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