Schalom in Chemnitz
Kretschmer will Wirt von attackiertem jüdischen Restaurant treffen
Hetzjagden gab es nicht in Chemnitz, sagte Sachsens Regierungschef Kretschmer vor wenigen Tagen. Allerdings erreichte ihn der bewegende Brief eines jüdischen Wirts. Nun will der CDU-Politiker zu ihm fahren.
Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen
Foto: Sebastian Kahnert/ dpa
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) will sich nach der Anzeige einer antisemitischen Attacke auf ein jüdisches Lokal in Chemnitz mit dem Wirt treffen. Der Regierungschef habe am Freitagabend mit dem Betreiber telefoniert und das Treffen verabredet, sagte der sächsische Regierungssprecher Ralph Schreiber. Ein Termin stehe aber noch nicht fest.
Wirt schrieb bewegenden Brief
Zuvor habe der Wirt Uwe Dziuballa einen bewegenden Brief an Kretschmer geschrieben. Darin schilderte er laut Schreiber eine Attacke auf das Lokal am 27. August. An diesem Tag war eine aggressive, von Hooligan-Gruppen und Rechtsradikalen dominierte Demonstration durch Chemnitz gezogen. Ein Gruppe Vermummter soll das Lokal mit Flaschen und Steinen angegriffen und dabei antisemitische Parolen gerufen haben.
Koscheres Restaurant Schalom
Foto: SPIEGEL ONLINE
Dziuballa sagte in Chemnitz, das Telefongespräch mit Kretschmer sei gut, vernünftig und sachlich gewesen. Er betreibt das koschere Restaurant Schalom seit dem Jahr 2000 - schon mehrfach sei das Lokal Ziel von Attacken gewesen.
Ermittlungen laufen noch
Spezialisten des sächsischen Extremismus-Abwehrzentrums haben in dem Fall inzwischen die Ermittlungen übernommen. Der Wirt des Lokals habe Anzeige erstattet, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Es müsse von einem antisemitischen Hintergrund ausgegangen werden. Die Ermittlungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen.
Der Ministeriumssprecher sagte, derzeit laufe noch die Auswertung der gesicherten Spuren. Es würden auch Gäste des Lokals befragt, zudem werde das Bildmaterial ausgewertet.