Fahndungshelfer in Chemnitz SPD fordert de Maizière zu Treffen mit Syrern auf

Innenminister Thomas de Maizière hat die drei Syrer, die den mutmaßlichen Terroristen Albakr überwältigten, bislang nicht öffentlich gelobt. In der SPD ist man darüber zunehmend irritiert.
Thomas de Maizière

Thomas de Maizière

Foto: TOBIAS SCHWARZ/ AFP

Drei syrische Flüchtlinge haben dafür gesorgt, dass der mutmaßliche Terrorist Jaber Albakr festgenommen werden konnte. Als sie ihn von Fahndungsfotos erkannten, hielten die Männer Albakr in einer Wohnung fest und riefen die Polizei.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bedankte sich noch am Montag öffentlich bei den drei Syrern. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) jedoch verzichtete bislang auf ein ähnliches Signal. Darüber ist man beim Koalitionspartner SPD zunehmend irritiert.

"Die drei Syrer haben Jaber Albakr nach jetzigem Kenntnisstand überwältigt, gefesselt, einen Bestechungsversuch abgewehrt und die Polizei alarmiert. Das ist bemerkenswert und verdient große Anerkennung", sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Burkhard Lischka, SPIEGEL ONLINE. "Thomas de Maizière hat diese Anerkennung in einer ersten Stellungnahme vermissen lassen, das hat mich verwundert. Womöglich war diese Entscheidung aber der Informationslage am Montag geschuldet."

Der gebürtige Syrer Albakr war in der Nacht zum Montag in Leipzig von drei Landsleuten, bei denen er offenbar übernachten wollte, mit einem Verlängerungskabel gefesselt worden. Die Polizei konnte daraufhin die Fahndung nach dem mutmaßlichen Bombenbauer erfolgreich abschließen.

De Maizière dankte in seiner Stellungnahme  der Polizei in Sachsen, der Bundespolizei, dem Bundeskriminalamt und den Nachrichtendiensten "für die gute Arbeit und ihre hervorragende Zusammenarbeit".

Aus Sicht der SPD reicht das nicht aus. "Ich erwarte jetzt, dass der Bundesinnenminister die drei Syrer und die Polizisten vor Ort zu einem persönlichen Treffen einlädt und sich bedankt. Das wäre ein positives Signal an die syrische Community, aber auch an die Bevölkerung, Flüchtlinge nicht unter Generalverdacht zu stellen", sagte Lischka weiter. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, ein solches Zeichen zu setzen."

Zugleich forderte der Innenexperte die in Deutschland lebenden Syrer zu Wachsamkeit und Kooperation auf. "Wir sind darauf angewiesen, dass auch Flüchtlinge Hinweise zu möglichen Gefährdern in ihren Reihen geben. Ohne die drei syrischen Mitbürger hätten die Einsatzkräfte den Chemnitzer Terrorverdächtigen auf der Flucht so schnell nicht ausfindig machen können".

Jaber Albakr soll nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes im Auftrag der Terrormiliz IS einen Anschlag vorbereitet haben. De Maizière sieht Ähnlichkeiten zu den Anschlägen von Brüssel und Paris. Der als Flüchtling registrierte Syrer war nach zwei Tagen auf der Flucht gefasst worden. Den Behörden zufolge wurde Albakr im Februar 2015 in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in München registriert. Einen Tag später sei er nach Chemnitz überwiesen worden.

Linker fordert Aufenthaltsrecht für syrische Polizei-Helfer

Auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) dankte den syrischen Männern aus Leipzig für ihre Hilfe bei der Ergreifung des Terrorverdächtigen. Sie hätten "mit ihrem beherzten persönlichen Eingreifen entscheidend dazu beigetragen", den 22-Jährigen "dingfest zu machen", sagte Jung am Dienstag.

"Dies ist ein immenser Erfolg gegen den Terrorismus und zeigt, dass unter den hier lebenden Ausländern und Asylsuchenden eine große Mehrheit mit dieser Form des radikalen Islamismus nichts zu tun haben will."

Zuvor hatte Sachsens Ministerpräsident Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) der Polizei und den "mutigen und verantwortungsbewussten" Helfenden aus Syrien seinen Dank ausgesprochen.

Der Linken-Politiker André Hahn forderte, den drei Männern das Aufenthaltsrecht in Deutschland zu erteilen. "Das wäre ein ganz wichtiges Signal an alle hilfebedürftigen und ehrlichen Flüchtlinge, die in ihrer absoluten Mehrheit weder mit dem selbsternannten Islamischen Staat, noch mit irgendwelchen Terroraktivitäten zu tun haben," sagte Hahn im "Bayerischen Rundfunk". Hier könne man ein Zeichen setzen, "ich bin gespannt, ob das passiert".

amz/dpa
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