Österreich Christchurch-Attentäter soll an Identitären-Chef gespendet haben

Polizist in Österreich
Foto: Angelika Warmuth/ DPABei einem der führenden Köpfe der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreichs hat es eine Hausdurchsuchung gegeben. Der Grund: Martin Sellner, Co-Chef der Identitären, erhielt vor Monaten eine Spende, die vom Christchurch-Attentäter stammen könnte.
Das erklärte Sellner in einem Video, das er am Montagabend veröffentlichte. Die Spende sei "unverhältnismäßig" hoch gewesen. Der Spender verwendete demnach eine E-Mailadresse mit dem Namen "Tarrant". Es ist der Nachnahme des Attentäters .
Sellner bestätigte via YouTube, dass eine Hausdurchsuchung bei ihm stattgefunden habe. Zuvor noch hatten die "Identitären" versucht, sich vom Attentäter von Christchurch zu distanzieren.
Kritik übten sie dabei am aktuellen SPIEGEL-Titel "Die braune Verschwörung", wonach es ein globales rechtes Terrornetzwerk gibt. Bis vor zwei Stunden habe er gedacht, dass der Terrorist "ein Vollidiot ist, wenn er ernsthaft glaubt, am anderen Ende der Welt einen Bürgerkrieg auslösen zu können. Dann ging ich zum Kiosk", schrieb ein "Identitärer" und postete das Titelbild. Ermittlungen wegen Spenden des mutmaßlichen Massenmörders von Christchurch an die "Identitären" sprechen jedoch eher dafür, dass es Verbindungen gibt, von denen die "Identitären" nichts wissen wollen.
Ein Sprecher des Innenministeriums in Wien bestätigte den Vorgang. Die Staatsanwaltschaft gab aber zunächst keine Details bekannt.
Der 28-jährige Australier hatte am 15. März während eines Freitagsgebets 50 Menschen getötet. Monate vor seiner Tat hielt er sich in Österreich auf. Das hatte das österreichische Innenministerium jüngst erklärt. Der rechtsextreme Attentäter postete auf Facebook Bilder seines Trips aus Wien, Kärnten, Salzburg und Innsbruck, wie der "Standard" berichtete .
Möglicherweise wollte er sich während seines Österreich-Trips die Orte berühmter Schlachten anschauen. Auf einer seiner Waffen war der Name des Kommandanten Ernst Rüdiger von Starhemberg zu lesen, der die Stadt Wien während der zweiten Türkenbelagerung 1683 erfolgreich verteidigt hatte.

Martin Sellner
Foto: Roland Schlager/ APA/ DPALaut Sellner liefen gegen ihn nun Ermittlungen wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Die Staatsanwaltschaft teilte dazu bisher keine weiteren Details mit.
In seinem Video erklärte er weiter, dass er mit dem Tatverdächtigen und dem Massaker in Neuseeland nichts zu tun habe. Vielmehr habe der 28-jährige Australier mit seiner "unverhältnismäßig hohen Spende" der Bewegung schaden wollen. "Er wollte mich damit in die Sache hineinziehen", sagt Sellner in dem Video. Den Betrag werde er einer karitativen Einrichtung spenden, so Sellner.
Sellner gilt schon länger als führender Kopf der Identitären. Er pflegt Kontakte zur Neuen Rechten in Deutschland, etwa dem Verleger Götz Kubitschek. Sellner trat bei Pegida-Demonstrationen in Dresden als Redner auf und sorgte als maßgeblicher Akteur bei der Aktion "Defend Europe" für Schlagzeilen.
Auf 30 bis 40 Personen schätzte die österreichische Rechtsextremismus-Expertin Judith Goetz im vergangenen Jahr den harten Kern der Identitären in Österreich. Hinzu kommen etwa bis zu 200 Sympathisanten.
Die Identitären selbst bezeichnen sich als "junge Patrioten", wollen nicht mit Rechtsextremen in Verbindung gebracht werden. Statt Glatzen und Springerstiefeln inszenieren sie sich als eine junge nationale Bewegung, einer Mischung aus Burschenschaftern und Hipstern, die sich gegen "unkontrollierte Masseneinwanderung" wenden.
In Deutschland werden die Identitären vom Verfassungsschutz beobachtet, Österreichs Behörden stufen sie ebenfalls als rechtsextrem ein.
Österreichs Kanzler Sebastian Kurz forderte eine Aufklärung der möglichen Verbindungen zwischen dem Attentat und den Identitären in Österreich.
Es ist wichtig, dass die unabhängige Justiz mit allen nötigen Mitteln und Ressourcen ihre Ermittlungen gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden durchführen und diese Netzwerke ausheben kann. Es braucht volle Aufklärung über alle extremistischen Machenschaften.
— Sebastian Kurz (@sebastiankurz) March 26, 2019
Ähnlich äußerte sich auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache von der rechtspopulistischen FPÖ auf Twitter. Er hatte im Winter 2016 noch selbst mit Identitären zu Abend gegessen.