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Angebliche Fremdenangst Aufregung um Lindners Bäckerei-Äußerung

Auf dem FDP-Parteitag erzählte Christian Lindner von angeblicher Fremdenangst in der Bäckerei-Schlange: Im Netz sorgte das für so viel Aufregung, dass der Parteichef seine Aussagen noch einmal erläuterte.

Christian Lindner wird wegen einer Passage in seiner Rede auf dem FDP-Parteitag am Samstag in Berlin Alltagsrassismus vorgeworfen. Im Kontext des Themas Einwanderungspolitik hatte der Parteichef nahegelegt, dass es für eine befriedete Gesellschaft notwendig sei, dass sich Menschen, die beim Bäcker in der Schlange warten, sicher sein müssen, "dass jeder, der sich bei uns aufhält, sich legal bei uns aufhält".

"Die Menschen müssen sich sicher sein, auch wenn jemand anders aussieht und noch nur gebrochen Deutsch spricht, dass es keine Zweifel an seiner Rechtschaffenheit gibt", sagte Lindner. Wenn einer "mit gebrochenem Deutsch ein Brötchen bestellt", könne man nicht unterscheiden, "ob das der hochqualifizierte Entwickler künstlicher Intelligenz aus Indien ist oder eigentlich ein sich bei uns illegal aufhaltender, höchstens geduldeter Ausländer", hatte Lindner das Beispiel eingeleitet .

Auf Plattformen wie Facebook und Twitter reagierten viele Nutzer darauf mit Spott, die Aussagen wurden als rassistisch und rechtspopulistisch kritisiert. Das FDP-Mitglied Chris Pyak etwa kündigte an, wegen der umstrittenen Passage in Lindners Rede aus der Partei ausgetreten zu sein.

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"Zunehmende Radikalisierung"

"Ich sehe in Christian Lindners FDP eine zunehmende Radikalisierung", erklärte Pyak später im Interview mit bento. "Dadurch verliert man Leute wie mich, die in politischen Diskussionen Wert auf ein gewisses Maß an Anstand legen."

Marek Dutschke, der Sohn von Rudi Dutschke, twitterte zu Lindners Aussagen, sie seien - so er sie denn richtig verstanden habe - "ein Persilschein, sich aggressiv und unfreundlich gegenüber Fremden zu benehmen".

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Christopher Lauer von der SPD fragte derweil, ob Christian Linder wisse, "wie viele per Haftbefehl gesuchte 'Volksdeutsche' beim Bäcker in der Schlange stehen". Dazu verwies er auf aus seiner Sicht realere Ängste beim Anstehen:

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Auch manch anderer Twitter-Nutzer verwies darauf, dass die Bäckerei wohl nicht unbedingt der Ort sei, an dem man über Einwanderungspolitik nachdenke:

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Christian Lindner reagiert per Video

Im Netz kochte die Debatte rund um die Bäckerei-Äußerungen so hoch, dass Christian Lindner am Sonntag per Kurzvideo auf die Online-Kommentare reagierte:

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Der FDP-Chef betont in dem kurzen Video, dass er die Passage, die er als "Anekdote" bezeichnet, "frei entwickelt" habe. Die Bäckerei-Szene leitet sich ihm zufolge aus einer realen Situation ab, die ihm ein Bekannter geschildert habe - ein Zuwanderer, der in den letzten Jahren festgestellt hätte, dass ihm zum Beispiel beim Bäcker Fremdenangst entgegenschlage, "so ein kritischer Blick von der Seite".

Wer in seinen Äußerungen Rassismus oder Rechtspopulismus lesen wolle, der sei "doch etwas hysterisch unterwegs", kommentiert der FDP-Chef die Kritik an seinen Äußerungen.

Die Lösung dafür, dass verschiedene Menschen gut zusammenleben könnten, sei keine Leitkultur, sondern der Rechtsstaat, stellt Lindner zuvor klar. Beruhigung in der Gesellschaft schaffe es, wenn sich alle Menschen auf ein "geordnetes Verfahren im Rechtsstaat verlassen können" - auf "ein Verfahren, das sicherstellt, dass auch sie oder er neben mir in der Schlange beim Bäcker rechtschaffen ist und sich hier legal aufhält".

mbö
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