Kandidatur als FDP-Vize Lindner soll aufrücken

FDP-Politiker Lindner: Bald wieder auf der Bundesbühne zurück
Foto: Jörg Carstensen/ dpaBerlin - Christian Lindner hat sich Zeit gelassen. Hat abgewogen, hin- und her überlegt: Soll er, der vor mehr als einem Jahr als Generalsekretär unter Parteichef Philipp Rösler aufgab, sich wieder aktiv mit einem Posten in der Bundespolitik einmischen? Oder doch lieber aus der Ferne, von Düsseldorf aus, den Bundeskurs mitprägen?
Lindner, 34 Jahre alt, gilt als einer, den sich manche in der Zukunft auch ganz oben vorstellen können - an der Spitze. Dort aber steht Philipp Rösler, der sich nach dem Erfolg bei der Niedersachsenwahl stabilisieren konnte und auf dem vorgezogenen Bundesparteitag im März in Berlin als Parteichef bestätigt werden soll. Bei der Gelegenheit, das gilt mittlerweile in der Partei als sicher, wird Christian Lindner sein Comeback auf der Bundesbühne feiern - als einer von drei Vizevorsitzenden der FDP.
Die Frage einer Kandidatur ist für manche in der FDP längst entschieden. "Ich gehe fest davon aus, dass er antritt", sagt eine hochrangige FDP-Persönlichkeit aus einem wichtigen Landesverband. Die Rufe in der Partei werden jedenfalls lauter, dass er es macht. Im Süden, so ist zu hören, würde seine Kandidatur als Vizeparteichef unterstützt. "Herr Lindner könnte mit der Hilfe des bayerischen Landesverbandes rechnen", heißt es aus gut informierten Kreisen der dortigen FDP.
Am vergangenen Wochenende hatte der bayerische Landesvorstand sich offiziell für die erneute Kandidatur von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger als Parteivize ausgesprochen. Am Rande wurde dabei auch über eine mögliche Unterstützung Lindners als Vize gesprochen. Bayern gehört mit den Landesverbänden Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu den wichtigsten Gliederungen der Partei. Auch beim Nachwuchs wünscht man sich Lindner in einer hervorgehobenen Position. Der Vorsitzende der Jungen Liberalen, Lasse Becker, sagt: "Es wäre sehr gut, wenn mit Christian Lindner einer unserer besten Redner und einer der drei hervorragenden Wahlkämpfer der letzten zwölf Monate in das Spitzenteam käme."
Starke Konkurrenz um die Vizeposten
Schon sehr bald dürfte Lindner, Landes- und Fraktionsschef der intern mächtigen nordrhein-westfälischen FDP, sich selbst dazu äußern. Davon wird in der Partei ausgegangen. Auch die Unterstützung des Ehrenvorsitzenden Hans-Dietrich Genscher wäre ihm sicher - beide haben gerade ein gemeinsames Buchprojekt abgeschlossen, das in der Zeit nach dem Berliner Parteitag und vor dem Wahlprogrammparteitag im Mai erscheinen soll. Am Freitagnachmittag dann teilte die "Welt am Sonntag", der Lindner diese Woche ein Interview gegeben hatte, mit, er werde als Vize antreten: "Der geschäftsführende Landesvorstand der nordrhein-westfälischen FDP hat mich als stellvertretenden Parteivorsitzenden nominiert. Darum bewerbe ich mich."
Bei den Vizeposten wird es mit der Kandidatur Lindners eng: Außer der Bundesjustizministerin strebt auch die bisherige baden-württembergische Landeschefin Birgit Homburger wieder an die Parteispitze. Sie wurde vergangenes Wochenende von ihrem Landesverband nominiert. Den dritten Vizeposten in der FDP hält bislang Holger Zastrow. Der sächsische FDP-Landes- und Fraktionsvorsitzende will ebenfalls wieder antreten. Zastrow plädiert dafür, "innerparteiliche Ränkespiele und Eifersüchteleien in der Bundespartei" zu beenden. Die "Reihen hinter dem Vorsitzenden Philipp Rösler sollten endlich geschlossen werden".
Vier Kandidaten, drei Vizeposten - bei der FDP kommt es damit in einem Wahlgang zu einer Kampfkandidatur. Lindner, so heißt es in Parteikreisen, werde darauf bestehen, sich für Platz eins der Stellvertreter zu bewerben. Darauf hatte zuletzt auf dem Rostocker Parteitag im Mai 2011 Birgit Homburger kandidiert. Weil Homburger, die bei ihrer Wahl vor zwei Jahren das schlechteste Ergebnis aller drei Vizes erhielt, sowohl gegen Lindner als auch gegen Leutheusser-Schnarrenberger keine Chance hätte, könnte es beim dritten Vizeposten zu einer Kampfkandidatur zwischen Zastrow und der Liberalen aus dem Südwesten kommen.
Homburger, so heißt es in der FDP, hätte dann wegen der Unterstützung maßgeblicher Landesverbände - Nordrhein-Westfalen, Bayern und ihres eigenen - die besseren Chancen. Auch soll sie, wenn sie dritte Vize wird, weiterhin an den Koalitionsrunden in Berlin teilnehmen.