Lambrecht, Laschet und Co. Ein Fettnapf und Spott, viel Spott

Die Bundesverteidigungsministerin erntet Häme und Fremdscham für ihr Böller-Silvestervideo. Sie steht in einer Reihe bekannter Politiker, die sich mit skurrilen Auftritten zum Gespött gemacht haben. Ein Überblick.
Der damalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), bei einem Besuch in Erftstadt

Der damalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), bei einem Besuch in Erftstadt

Foto: Marius Becker / dpa

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wünscht einen guten Rutsch – und tritt dabei spektakulär ins Fettnäpfchen. Ihr bizarres Silvestervideo vor Böllerkulisse sorgt im Netz und bei der politischen Konkurrenz für Häme und Fremdscham. Es ist nicht das erste Mal, dass die SPD-Politikerin in der Kritik steht – der SPIEGEL nannte sie im Mai »Null-Bock-Ministerin« . Man erinnere auch an den Hubschrauberflug mit ihrem Sohn.

Dabei steht Lambrecht in einer langen Reihe von Politikerinnen und Politikern, die sich ungewollt zum Gespött von sozialen Medien und Öffentlichkeit machten.

Armin Laschet lacht

Ein gewaltiger Fauxpas unterlief dem damaligen CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet im Juli 2021, als er gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Gebiet der Flutkatastrophe an der Erft besuchte. Auf TV-Aufnahmen war zu sehen, wie Laschet während einer Steinmeier-Rede im Hintergrund mit Begleitern lachte und scherzte. Die Szene ging unter dem Hashtag #LaschetLacht durch die sozialen Medien und steht mittlerweile sinnbildlich für das katastrophale Abschneiden  der CDU bei der Bundestagswahl. Dabei war es nicht das einzige Missgeschick von Laschet, er lachte auch mal gemeinsam mit Elon Musk über Bedenken von Umweltschützern.

Markus Söders »Crystal Mett«

Das englische »th« geht manchen Menschen mit Muttersprache Deutsch nur schwer über die Zunge. Im Fall von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sorgte das für einen amüsanten Versprecher: Auf dem CDU-Parteitag im vergangenen September hatte Söder die geplante Legalisierung von Cannabis kritisiert. Söder warnte, dass künftig womöglich auch härtere Drogen wie Crystal Meth freigegeben werden könnten. Weil er das englische »th« aber nicht richtig aussprach, sagte er in seinem Beispiel »Crystal Mett«. Das Netz spottete über die Hackfleisch-Referenz und erfand Wortwitze wie »Mettadon« oder die »Bundeshackfleischverordnung«. Gesundheitsminister Karl Lauterbach kommentierte: »Zumindest Vegetarier bleiben ungefährdet.«

Gregor Gysi sendet live vom Klo

Da pennte offenbar die Tontechnik: Während einer Podiumsdiskussion im Jahr 2013 in Stuttgart musste Linkspartei-Politiker Gregor Gysi auf die Toilette. Sein Mikrofon war allerdings noch an. Und so hörte das Publikum zunächst, wie Gysi der Moderatorin zuraunte: »Bin in einer Minute wieder da«. Gysi stand auf, kurze Zeit später wurde der Satz: »Ist hier unten irgendwo 'ne Toilette?«, übertragen, beantwortet von einem anderen Mann mit »Toilette – hier an der Wand entlang rechts«. Gysi bedankte sich, kurze Zeit später waren Plätschergeräusche zu hören. Die Podiumsdiskussion ging unterdessen weiter. Bekannt ist das alles nur, weil ein Video des Vorfalls online gestellt wurde – es endet mit dem geschriebenen Satz: »Sie hörten: Gregor Gysi – ›La Fontaine‹«. In der »Bild«-Zeitung kommentierte Gysi damals : »Die NSA reicht mir schon. Nicht noch auch das.«

»In my homeland Baden-Württemberg, we are all sitting in one boat«

Der frühere baden-württembergische CDU-Ministerpräsident Günther Oettinger war 2010 als Energiekommissar nach Brüssel zur EU gewechselt – und versuchte in einer Rede, Gerüchten über mangelnde Englischkenntnisse zu begegnen. Das ging gehörig nach hinten los, er sagte Sätze wie »In my homeland Baden-Württemberg, we are all sitting in one boat« und stolperte über Wörter wie »energy«. Ein Video des Auftritts verbreitete sich im Internet – und rief noch Jahre später Gespött hervor.

Eine Pressekonferenz auf dem Parkplatz einer Gärtnerei

Das Wirken von Donald Trump in der US-Politik ist voll mit skurrilen Auftritten – einer der Höhepunkte war aber mit Sicherheit die Pressekonferenz seines Gehilfen Rudy Giuliani in der Gärtnerei »Four Seasons Landscaping« in Philadelphia im November 2020. Ganz offensichtlich hatte sich jemand vertan und statt dem Luxushotel den fast gleichnamigen Landwirtschaftsladen gebucht. Kurz vor Beginn der Pressekonferenz räumten Trump-Mitarbeiter schnell noch Gartengeräte zur Seite. Ein paar Tage später der nächste Fauxpas: Giuliani wiederholt bei einer Pressekonferenz so vehement Anschuldigungen von angeblicher Wahlfälschung, dass ihm düstere Wassertropfen die Schläfe hinabrinnen. Mutmaßlich löste sich schwarzes Haarfärbemittel.

»Arroganter Arsch« – Jacinda Arderns Mikrofonpanne

Es begann mit einer Fragerunde im Parlament im Dezember 2022, bei der Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern offenbar sehr genervt von Oppositionspolitiker David Seymour war. Nachdem Ardern auf eine Frage Seymours geantwortet hatte, wandte sie sich an ihren Stellvertreter Grant Robertson und sagte über den Fragenden: »Er ist so ein arroganter Arsch.« Dabei entging Ardern, dass ihr Mikrofon noch eingeschaltet war. Die Aussage wurde im Parlamentsfernsehen übertragen und im offiziellen Protokoll der Sitzung niedergeschrieben. Doch was als Fiasko hätte enden können, brachte schließlich sogar noch Geld für den guten Zweck. Nach einer Aussprache versteigerten Ardern und Seymour einen gerahmten und signierten Ausdruck des Protokolls. Die eingenommenen 100.100 Dollar gingen den beiden zufolge an die Prostate Cancer Foundation.

Damit liefert Jacinda Ardern übrigens eines der wenigen Beispiele, wie man auch souverän mit einem Fauxpas umgehen kann.

Die Liste ungeschickter Aussagen ließe sich noch weit verlängern. Friedrich Merz prahlte mit Aussagen, er sei ein Rocker gewesen (und übertrieb womöglich maßlos). Edmund Stoiber hat gleich mehrere Male Anlass für Gespött geliefert, etwa mit Aussagen über den Transrapid und Rosen, die er in seinem Garten »hinrichtet«. Noch-Bundeskanzler Schröder legte 2005 anlässlich seiner Abwahl einen maximal bizarren Auftritt in der TV-Elefantenrunde hin. Die Liste ist noch länger, Pool-Fotos von Rudolf Scharping, Ronald Reagans Bombardement-Ankündigung, Boris Johnsons Gartenparty im Lockdown. Aber hier soll erst einmal Schluss sein.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, Armin Laschet und Frank-Walter Steinmeier hätten Flutgebiete an der Ahr besucht. Es handelte sich jedoch um Gebiete an der Erft, die zeitgleich über die Ufer getreten war. Zudem hieß es, dass Rudy Giuliani bei der Pressekonferenz im »Four Seasons Landscaping« mutmaßliches Haarfärbemittel die Schläfe hinunter geronnen sei. Das ereignete sich jedoch zehn Tage später bei einer anderen Pressekonferenz.

kko/mgo
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