Pleiten, Pech und Pannen Lambrechts Fehler, Lambrechts Fettnäpfchen

Christine Lambrecht auf Truppenbesuch in Niger
Foto: Kay Nietfeld / dpaJetzt dürfte es schnell gehen, auf eigenen Wunsch will Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht nach SPIEGEL-Informationen ihren Posten aufgeben. Die SPD-Politikerin ist nach etwas mehr als einem Jahr im Amt zuletzt immer stärker in die Kritik geraten. Neben der verzögerten Modernisierung der Bundeswehr werden Lambrecht unter anderem Planlosigkeit und Überforderung vorgeworfen. Eine nicht vollständige Chronologie ihrer unglücklichen Aussagen und Aktionen.
Skiurlaub in Ischgl statt Truppenbesuch
Schon kurz nach ihrem Amtsantritt im Dezember 2021 sorgte Lambrecht für Verwunderung, als sie die bereits vorbereitete Weihnachtsreise zu einem der Auslandseinsätze absagte, die als Pflichttermin für jede Ministerin gilt.
Mitte Dezember fliegt Lambrecht für ein paar Stunden zur Bundeswehr nach Litauen, dann verabschiedet sie sich über Weihnachten und Silvester in den Skiurlaub nach Ischgl.
5000 Helme für die Ukraine
Wenige Wochen vor dem russischen Angriff auf die Ukraine kündigte Lambrecht im Januar 2022 an, auf die Bitte Kiews um Waffen 5000 Schutzhelme aus Bundeswehrbeständen zu liefern. Das sei das »ganz deutliche Signal«, dass Berlin hundertprozentig an der Seite der Ukraine stehe, sagte Lambrecht.
Kiew hatte sich bei der Unterstützung der Ausrüstung seiner Soldaten mehr erhofft. Der damalige Botschafter Andrij Melnyk sprach von einer »reinen Symbolgeste«. Die Lieferung sei »nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, es ist sogar kein Trostpflaster«.
»Helikopteraffäre«
Im April 2022 besuchte Lambrecht per Helikopter eine Einheit der Bundeswehr in Norddeutschland. Am nächsten Tag und nach einer Hotelübernachtung ging es mit Auto und Personenschützern zu einem Oster-Ferienaufenthalt auf die nahe Insel Sylt.
Nachdem der Sohn auf Instagram ein Foto von sich im Helikopter der Flugbereitschaft veröffentlicht hatte, musste sich Lambrecht gegen harsche Kritik verteidigen, sie habe den Truppenbesuch nur organisiert, um mit dem Helikopter möglichst bequem nahe an ihr Urlaubsziel Sylt zu gelangen. Zudem kam heraus, dass die Ministerin ihren Sohn auch schon als Justizministerin regelmäßig auf Dienstreisen mitgenommen hatte. Auch von diesen Reisen hatte ihr Sohn Fotos auf Instagram hochgeladen.
Lambrecht gab damals an, sie habe für den Mitflug ihres Sohns die vorgeschriebenen Kosten bezahlt. Als die Affäre brenzliger wurde, kündigte sie jedoch an, ihren Sohn nicht mehr mit auf Dienstreisen zu nehmen. Selbst in der SPD wurde ihr damals vorgehalten, sie habe offenbar den politischen Instinkt verloren und so schweren Schaden angerichtet. In den Boulevardmedien wurde sie wegen des Vorgangs wenig schmeichelhaft als »Helikoptermutter« betitelt.
Der vergessene Name
Bei der Verkündung, dass die Bundeswehr sich amerikanische F-35-Kampfflugzeuge anschaffen wird, sorgte Lambrecht für Verwunderung, als sie offenbar den Namen des neben ihr stehenden Luftwaffenchefs Ingo Gerhartz nicht wusste oder vergessen hatte. Gerhartz gehört als einer von sechs Inspekteuren zum Militärischen Führungsrat, dem höchsten militärischen Gremium der Bundeswehr.
Missglückte Neujahrsbotschaft
Eigentlich wollte sie nur einen guten Rutsch wünschen – es wurde zu einem spektakulären Fettnäpfchen : Auf ihrem privaten Instagram-Konto postete Lambrecht am Silvesterabend ein Video, das selbst ihre Parteifreunde als peinlich und instinktlos empfanden.
Die Ministerin spricht darin über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, um im nächsten Moment von Begegnungen mit »interessanten und tollen Menschen« zu schwärmen. Teils übertönt der Berliner Böller- und Silvesterraketenlärm ihre Worte.
Auch im Netz und bei der politischen Konkurrenz sorgte das Video für Häme und Fremdscham. Vor allem CDU-Politiker deuteten es als Beleg, dass Lambrecht für das Amt der Verteidigungsministerin ungeeignet ist.