Chronologie Der "La Belle"-Anschlag
Berlin - Der Anschlag auf die Berliner Discothek "La Belle" wurde am 5. April 1986 verübt. Im Folgenden die Stationen der juristischen Aufarbeitung.
5. April 1986: In der Berliner Discothek "La Belle" im Stadtteil Friedenau detoniert in der Nähe der Tanzfläche ein mit Eisenteilen durchsetzter Sprengsatz. Ein 21-jähriger US-Soldat und eine 28-jährige Türkin sterben noch in derselben Nacht, ein weiterer schwer verletzter Soldat erliegt wenige Wochen später seinen Verletzungen. Fast allen Besuchern platzen die Trommelfelle. Einige verlieren Gliedmaßen oder erleiden Verbrennungen. Rund 200 Menschen werden verletzt.
15. April 1986: Die USA bombardieren als Vergeltung für den Terroranschlag die libyschen Städte Tripolis und Bengasi. Sie gehen von einer Urheberschaft Libyens und des Geheimdienstes aus. US-Präsident Ronald Reagan macht den libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi persönlich für den Anschlag verantwortlich.
19. April 1993: Rund sieben Jahre nach dem blutigen Terrorakt beginnt vor dem Berliner Landgericht der Prozess gegen einen Palästinenser, der an der Planung des Attentats beteiligt gewesen sein soll. Nach nur drei Verhandlungstagen platzt der Prozess, weil der Hauptbelastungszeuge um sein Leben fürchtet und nicht nach Deutschland kommen will.
23. Mai 1996: Nach jahrelangem juristischen Tauziehen wird der mutmaßliche Drahtzieher des Bombenanschlags, Jassir Chraidi, nach Deutschland ausgeliefert. Der 37-jährige Palästinenser wird in Berlin sofort festgenommen.
18. November 1997: Der Prozess startet im zweiten Anlauf vor dem Berliner Landgericht. Auf der Anklagebank sitzen neben Chraidi ein Libyer, ein Palästinenser mit deutscher Staatsbürgerschaft sowie zwei deutsche Frauen. Ihnen werden Mord und Beihilfe vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der libysche Geheimdienst Drahtzieher des Anschlages war. Fünf weitere Beschuldigte wurden bis heute nicht von Libyen ausgeliefert. Der Prozess zieht sich in die Länge.
6. Januar 2000: Die Angeklagte Andrea Häusler, die zusammen mit ihrer Schwester die Bombe in der Discothek deponiert haben soll, bekommt Haftverschonung und wird auf freien Fuß gesetzt.
20. April 2000: Der angeklagte, gebürtige Palästinenser Ali Chana legt überraschend ein Teilgeständnis vor dem Landgericht ab. Er erklärt, das Attentat sei die Antwort der Libyer auf einen früheren Anschlag der Amerikaner gewesen. Er sei dabei gewesen, als zwei Mitangeklagte die Bombe bauten. Er habe die Stasi vorab informiert.
19. Oktober 2000: Der Berliner Generalstaatsanwalt Dieter Neumann teilt mit, dass die Befragung von Zeugen und zugleich Beschuldigten in Libyen fehlgeschlagen ist, da die libysche Seite zur Aufklärung nicht bereit sei.
15. Mai 2001: Die Nebenklage stellt im Prozess den Antrag, den außenpolitischen Berater von Bundeskanzler Gerhard Schröder, Michael Steiner, als Zeugen zu vernehmen. Gegenüber Steiner soll Gaddafi gestanden haben, dass sein Land an dem Terroranschlag beteiligt war.