Medienbericht Neonazi-Gruppe "Combat 18" besser vernetzt

"Combat 18" galt lange als eine der gefährlichsten rechtsextremen Zellen in Deutschland, doch dann wurde es ruhig um die Neonazis. Jetzt gibt es Hinweise, dass sich die Gruppe neu formiert.
Handbuch "Combat 18 Deutschland"

Handbuch "Combat 18 Deutschland"

Foto: NDR

15 Euro pro Monat kostet die Mitgliedschaft bei "Combat 18 Deutschland". Wer nicht zahlt, dem droht erst eine Mahnung, dann der Ausschluss. Auch bei Rechtsextremen, die sich im Untergrund organisieren, herrscht deutsche Gründlichkeit.

Die Vorschrift ist Teil des Handbuchs der deutschen Neonazi-Gruppe, über das nun das ARD-Magazin "Panorama" berichtet. Das Handbuch und weitere Unterlagen, die auch dem SPIEGEL vorliegen, zeigen, wie weitreichend mittlerweile die Strukturen der Gruppe in Deutschland sind.

"Combat 18" galt Anfang der Nullerjahre als eine der bedeutendsten rechten Zellen in Deutschland. Ihre Anhänger handelten mit Waffen, verbreiteten rechte Hetze und verfassten Anleitungen zum Bombenbau. Die Gruppe stand zudem in Verbindung mit "Blood & Honour", also jenem Netzwerk, das auch dem NSU-Trio half.

In den vergangen Jahren war es ruhig um die Gruppe geworden, doch ganz verschwand sie offenbar nicht: Schon im vergangenen Jahr ging aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Linken-Anfrage hervor, dass es seit 2013 wieder ein Netzwerk mit dem Namen "Combat 18" gibt - mit Mitgliedern in ganz Deutschland. Das belegen nun auch die "Panorama"-Recherchen.

Hitler im Namen

"Combat 18" war in den Neunzigerjahren als Saalschutz der "British National Party" entstanden. Die 18 in dem Namen steht für den ersten und achten Buchstaben im Alphabet - A und H - und damit als Chiffre für den Namen Adolf Hitler. Später gelangte die Idee eines militanten und dezentral organisierten Widerstands nach Deutschland und andere Länder. Das Ziel: Gewaltbereite Anhänger sollen sich in kleinen Zellen zusammenschließen, Waffendepots anlegen und Terroranschläge verüben.

Nach dem Verbot des rechtsextremen Musik-Netzwerks "Blood & Honour" im Jahr 2000 bezeichneten Fachleute auch "Combat 18" als handlungsunfähig. Bis heute gehen die Behörden  nicht von einem abgeschlossenen Aufbau einer militanten oder bewaffneten Gruppierung aus. Sie sprechen von Einzelpersonen und Kleingruppen.

Konto in Kassel

Laut "Panorama" haben 25 Personen zwischen 2013 und 2017 Mitgliedsbeiträge für den deutschen Ableger bezahlt. Das Geld ging auf ein Girokonto der Kasseler Sparkasse. Inhaber ist demnach der hessische Neonazi Stanley R. aus Kassel, der von den Behörden zu den Anführen von "Combat 18" in Deutschland gezählt wird. Die Liste seiner Straftaten ist lang: Nötigung, gefährliche Körperverletzung und Diebstahl.

"What ever it takes" - Parole von "Combat 18" aus den Neunzigerjahren

"What ever it takes" - Parole von "Combat 18" aus den Neunzigerjahren

Foto: NDR

Die Neonazi-Gruppe bezeichnet sich in dem Handbuch als "Bruderschaft". Jedes Bundesland hat einen "Sektionsführer", monatlich ist dort ein Treffen vorgesehen.

  • Alle drei Monate sollen die Gruppen bundesweit zusammenkommen. Dann müssen die Mitglieder ihre schwarze Uniform mit dem Emblem des Netzwerks tragen. Wer sich nicht daran hält, muss ein "Strafgeld zahlen".
  • Schweigegelübde: Gruppeninterna dürfen "niemals" mit Nichtmitgliedern besprochen werden.
  • Es gibt Vollmitglieder und Supporter - letztere müssen sechs Monate warten, um Mitglied zu werden.

Dass sie aber durchaus gefährlich ist, belegt nicht zuletzt ein Einsatz der Anti-Terror-Einheit GSG9 Ende September 2017 an einem Grenzübergang: Sie stoppten zwölf Neonazis, die gerade aus Tschechien kamen. In Ihrem Auto fanden die Polizisten Munition, alle sollen Anhänger der Gruppe "Combat 18" sein.

Wie sich später herausstellte, hatten sie sich zu einem Waffentraining in Tschechien getroffen. "Panorama" fand nach eigenen Angaben an dem Schießstand eine Büste von Adolf Hitler sowie Symbole der Waffen-SS.

mho
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