
Frank-Walter Steinmeier: Comeback nach zwei Monaten
Comeback als SPD-Fraktionschef Steinmeier prescht zurück an die Macht
Berlin - "Wir sehen uns dann ja bald wieder", sagte an einem Montagmorgen im August. Er lächelte dabei und versuchte, zuversichtlich zu wirken. Zuvor hatte Steinmeier in wenigen nüchternen Sätzen erklärt, dass er auf dem Weg in eine Klinik sei, um seiner kranken Frau Elke Büdenbender eine Niere zu spenden. Die versammelten Journalisten waren perplex.
Ein schwerer Eingriff, eine große Geste, eine Politikpause mit unbestimmtem Ende.
Nun ist sie beendet - am Montag kehrt der -Fraktionschef ins politische Berlin zurück. Der Ex-Außenminister habe die Nierentransplantation für seine Frau bestens überstanden. Und auch Elke Büdenbenders Genesung sei auf einem guten Weg, heißt es. Seit knapp zwei Wochen sind die beiden nach einer längeren Reha-Phase wieder in ihrem Berliner Haus.
Für Dienstag planen die Steinmeier-Strategen eine große Pressekonferenz. Das soll auch ein Zeichen setzen - nach dem Motto "Ich bin noch da". Und es ist eine klare Ansage an jene in der SPD, die vielleicht schon ohne Steinmeier geplant haben. Auch mit Blick auf die Kanzlerkandidatur 2013.
"Er freut sich auf die Rückkehr in die Politik", ist aus Steinmeiers Umgebung zu hören - "und er wird sofort wieder voll einsteigen". Ganz weg war der Spitzensozialdemokrat bis auf die Stunden rund um die Operation am 24. August ohnehin nie - schon einen Tag später stand er per SMS in Verbindung mit Parteichef . Seitdem hielt Steinmeier ständig Kontakt in die Fraktion und das Willy-Brandt-Haus, ab und an empfing er auch Gäste.
Straffe Comeback-Woche
Doch nun ist Steinmeier, 54, wirklich zurück - und sein Programm sieht nicht nach einer Eingewöhnungswoche aus: Zum Wochenbeginn will er zunächst im Bundestag vorbeischauen, wo sich der SPD-Fraktionsvorstand trifft. An der Sitzung der Gremien im Willy-Brandt-Haus am Montagmorgen wird Steinmeier dagegen noch nicht teilnehmen. Am Dienstag dann der erste große öffentliche Auftritt: Gegen Mittag wird Steinmeier gemeinsam mit Parteichef Gabriel eine große Pressekonferenz geben - offiziell unter dem Motto "Ein Jahr schwarz-gelbe Bundesregierung". Am Nachmittag soll Steinmeier dann zum ersten Mal wieder die SPD-Fraktionssitzung leiten.
Einen Tag später greift der Fraktionschef wieder in die öffentliche Debatte ein: Im Bundestag wird er auf die Regierungserklärung von Kanzlerin Angela Merkel zum Europäischen Rat antworten. Schon am Abend folgt sein nächster öffentlicher Termin, am Donnerstag ist wieder Plenum, abends steht ein weiterer Auftritt an.
Die Nierenspende an seine Frau hat Steinmeier einiges an Gewicht gekostet. "Zweistellig" habe er abgenommen, ist zu hören. Sein politisches Gewicht dürfte dagegen eher zugenommen haben: Parteichef Gabriel machte in den Wochen ohne Steinmeier nicht immer eine glückliche Figur. Ob in der Sarrazin-Debatte oder bei Hartz IV - Gabriels erratischer Politikstil verwirrt immer wieder auch die eigenen Leute. Umso mehr sehnt man sich nach dem bedächtigen Steinmeier zurück, als Korrektiv des Aus-der-Hüfte-Schießers im Willy-Brandt-Haus.
Offen würde das freilich niemand sagen. Aber Steinmeier hat immer noch seine Fans in der SPD - und ihre Zahl dürfte angesichts des Gabriel'schen Zickzacks eher ansteigend sein. Klar ist jedenfalls: Der Parteichef und Steinmeier sind zusammen sehr viel wertvoller für die Partei als der Solist Gabriel.
Auch Poß dürfte über die Steinmeier-Rückkehr froh sein
Joachim Poß wiederum, der kommissarische Chef der SPD-Bundestagsabgeordneten, habe seine Sache "so gut wie möglich gemacht", ist aus der Fraktion zu hören. So gut es eben funktioniert, wenn ein 400-Meter-Läufer plötzlich im Zehnkampf antreten muss. Poß dürfte froh sein, wenn er sich nach Steinmeiers Rückkehr wieder auf sein Fachgebiet als Finanzexperte konzentrieren kann.
Der oft dröge wirkende Steinmeier hat durch die Nierenspende auch als Mensch Profil gewonnen. "Heilkraft Liebe", "Auszeit aus Liebe", "Liebesdienst" - Schlagzeilen wie diese begleiteten den Weg des Ehepaars Steinmeier ins Krankenhaus. Und ließen seine Popularitätswerte steigen - neben Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist Steinmeier momentan der beliebteste Politiker der Republik. Plötzlich gilt der Ex-Außenminister - als Kanzlerkandidat 2009 noch abgeschlagen im Duell mit - wieder als Anwärter für einen erneuten Versuch bei der Bundestagswahl in drei Jahren.
Aber will er das?
"Gehen Sie davon aus, dass Sie mich in alter Frische wiedersehen" - mit diesem Satz verabschiedete sich Steinmeier vor zwei Monaten. Fürs erste dürfte er glücklich darüber sein, dass sich seine Prophezeiung bewahrheitet hat.