Corona-Impfstoff Spahn verteidigt erneut Bestellobergrenze für Biontech

Jens Spahn: »Das hätten wir noch klarer kommunizieren müssen«
Foto: FILIP SINGER / EPAMillionen Menschen in Deutschland sollen in den kommenden Wochen eine Auffrischungsimpfung bekommen. Beliebtester Impfstoff dürfte dabei das Mittel von Pfizer/Biontech sein. Nun hat der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn die heftig kritisierten Bestellobergrenzen für den Coronaimpfstoff von Biontech erneut verteidigt.
Die Nachfrage sei wahnsinnig gestiegen in den vergangenen zwei Wochen, »wir werden allein ab morgen sechs Millionen Biontech-Dosen ausliefern«, sagte Spahn. Durch diese massive Nachfrage laufe »unser Biontech-Lager gerade leer«. »Und es ist einfach so, dass ich im Moment (...) – also ab übernächster Woche, wenn jetzt die große Lieferung war – nicht mehr als zwei bis drei Millionen Impfdosen Biontech zur Verfügung habe.« Er räumte ein: »Das hätten wir noch klarer kommunizieren müssen.«
»Impfstoff ist genug da«
Es gebe aber mit dem Impfstoff von Moderna eine gute, genauso wirksame Alternative. »Also, die entscheidende Botschaft ist: Impfstoff ist genug da«, unterstrich Spahn. Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder für die nächsten Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt.
Dafür soll das Präparat von Moderna bei den Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommen. Zur Begründung wurde auch darauf verwiesen, dass andernfalls ab Mitte des 1. Quartals 2022 eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohten. Aktuell mache der Impfstoff von Biontech über 90 Prozent der Bestellungen aus.
Praxen sollen demnach vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. Für Bestellungen von Moderna soll es keine Höchstgrenzen geben. Bis Jahresende gebe es mit insgesamt rund 24 Millionen Dosen von Biontech und 26 Millionen von Moderna genug Impfstoff für alle. Bundesländer und Ärztevertreter kritisierten die Ankündigung scharf. Die Boosterimpfungen nehmen inzwischen Fahrt auf, es gibt Sorgen, dass die Biontech-Deckelung das ausbremsen könnte.
Auch bei der Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) soll am Montag über die Bestellgrenzen gesprochen werden, wie der bayerische Ressortchef und GMK-Vorsitzende Klaus Holetschek (CSU) angekündigt hat. Eigenen Angaben zufolge hat der CSU-Politiker mit dem Mainzer Unternehmen Biontech über zusätzliche Lieferungen des Coronaimpfstoffs gesprochen. Er gehe davon aus, dass Gesundheitsminister Spahn dies ebenfalls tue, sagt der Holetschek im Deutschlandfunk. »Ich hoffe, dass Biontech jetzt noch mal helfen kann und zusätzlichen Impfstoff zur Verfügung stellen kann.«
Spahn will sich am Vormittag bei einer kurzfristig angekündigten Pressekonferenz in Berlin zum Impfen mit Moderna und Biontech äußern. Mit dabei sind zwei Impfstoffexperten: der Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung der Berliner Charité, Leif Erik Sander, und der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek.