Wegen Ausbreitung von B.1.617 Bundesregierung erklärt Großbritannien zum Virusvariantengebiet

Kontrolle der Corona-Einreisebestimmungen am Flughafen Frankfurt/Main (im März)
Foto: Boris Roessler / dpaDie Bundesregierung stuft Großbritannien und Nordirland wegen der Ausbreitung der aus Indien kommenden Coronamutation B.1.627.2 als Virusvariantengebiet ein. Das gab das Robert Koch-Institut am Freitag bekannt.
Die Regelung betrifft auch alle Kanalinseln sowie alle britischen Überseegebiete und tritt in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 0.00 Uhr in Kraft.
Zweiwöchige Quarantänepflicht für Einreisende
Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen dürfen ab Sonntag nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen nach Deutschland befördern. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht, die auch nicht durch negative Tests verkürzt werden kann.
Die Bundesregierung hat die Einstufung von Großbritannien als Virusvariantengebiet als nötig bezeichnet. »Dieser Schritt ist hart für Großbritannien, aber er ist notwendig, um die schnelle Ausbreitung der indischen Variante in Deutschland zu verhindern«, sagte ein Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitagabend der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Großbritannien wird ab Sonntag als Virusvariantengebiet eingestuft.
»Wenn wir die Infektionszahlen weiter drücken wollen, müssen wir verhindern, dass ansteckende Virusvarianten diese positive Entwicklung gefährden«, sagte der Sprecher. »Erst wenn mehr Menschen geimpft sind, sind wir gegen solche Gefahr gewappnet.«
Großbritannien ist das erste Land in Europa seit einiger Zeit, das wieder zum Virusvariantengebiet wird. In diese höchste Risikokategorie fallen derzeit nur elf Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika.
Die Virusvariante B.1.617.2 gilt als besonders ansteckend und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Infektionszahlen in Indien in den letzten Monaten explodiert sind. In Großbritannien sind – Stand 19. Mai – mehr als 3400 Fälle der Variante bestätigt worden. Schwerpunkte sind vor allem die Städte Blackburn und Bolton in Mittelengland sowie ein Westlondoner Bezirk. Es gebe allerdings auch in anderen Gegenden einzelne »Cluster«, teilte die Gesundheitsbehörde Public Health England mit.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) liegen zur Virusvariante B.1.627.2 noch keine ausreichenden Daten vor. Vermutet werde eine deutlich höhere Übertragbarkeit und wahrscheinlich ein leicht reduzierter Impfschutz, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) äußerte sich mit Blick auf Großbritannien besorgt. Es solle vermieden werden, dass sich die Variante in Deutschland verbreite, sagte er bereits vor der Einstufung als Virusvariantengebiet.
Für Frankreich, Kroatien und Slowenien wird dagegen wegen stark sinkender Infektionszahlen die generelle Quarantänepflicht von 5 bis 10 Tagen aufgehoben. Die drei EU-Länder werden am Sonntag ebenso wie Oman, die Mongolei und Andorra vom Hochinzidenzgebiet zum normalen Risikogebiet heruntergestuft. Ganz von der Liste der Risikogebiete gestrichen werden die Slowakei, Finnland, Rumänien, San Marino und Jamaika sowie einzelne Regionen in Spanien und Irland.