Coronaregeln in den Bundesländern und im Ausland Die vierte Welle ist da – was jetzt wo gilt

Der Landkreis Traunstein zählt aktuell zu den am stärksten von Corona betroffenen bayerischen Regionen
Foto: Matthias Balk / dpaDeutschland kämpft gegen die vierte Coronawelle: Die Zahl der Neuinfektionen steigt bundesweit weiter an. In Thüringen, Sachsen und Bayern gibt es so viele Coronafälle pro 100.000 Einwohner wie sonst nirgends in der Republik. Nun verschärfen die Bundesländer ihre Maßnahmen. Doch reicht das aus, um die Welle zu brechen? Was wann und wo gilt – der Überblick.
Sieben-Tage-Inzidenz bei über 190
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist auf über 190 angestiegen. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 191,5. Am Vortag hatte er bei 183,7 gelegen, vor einer Woche bei 149,4. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an.
Die neuen Coronaregeln in den Bundesländern
In keinem anderen Bundesland ist die Wochen-Inzidenz so stark in die Höhe geschnellt wie in Sachsen: Das Land reagiert mit einer deutlichen Verschärfung der Maßnahmen auf die rasant gestiegenen Infektionszahlen im Land. Von Montag an haben nur noch Geimpfte oder Genesene Zugang zu vielen Bereichen des öffentlichen Lebens in Sachsen. Dazu zählen die Innengastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen oder Fußballstadien. In Bussen, Bahnen und Taxis sind nun FFP2-Masken Pflicht. Für Schüler reicht aber ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz.
In Bayern gelten seit Sonntag verschärfte Coronaregeln. Grund dafür ist die hohe Zahl belegter Intensivbetten. Zutritt zu Gasthäusern und Veranstaltungen in geschlossenen Räumen haben jetzt nur noch Geimpfte, Genesene und Menschen mit negativem PCR-Test. Ein Antigen-Schnelltest reicht nicht mehr. Außerdem muss generell wieder eine FFP2-Maske getragen werden. In Regionen, in denen die Zahl der Neuinfektionen und der Intensivpatienten besonders hoch ist, gelten noch strengere Regeln.
Der Berliner Senat plant laut einem Zeitungsbericht die Einführung von sogenannten 2G-Regeln zum Schutz vor dem Coronavirus in der Hauptstadt. »2G wird vorbereitet«, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Sonntagnachmittag dem »Tagesspiegel« . Näher zu den Maßnahmen äußerte sie sich aber nicht.
Baden-Württemberg stellt sich derweil darauf ein, die höchste Gefahrenstufe des geltenden Warnsystems auszurufen. Mit der sogenannten Alarmstufe sind verschärfte Coronamaßnahmen im öffentlichen Leben verbunden: nämlich die 2G-Regel in vielen Alltagssituationen. Wer nicht nachweislich geimpft oder genesen ist, hat dann keinen Zutritt mehr zu Bädern, Sportstätten, Museen, den Innenräumen von Restaurants, Imbissen und Kneipen.
Schleswig-Holstein setzt dagegen weiter auf 3G: Gesundheitsminister Heiner Garg hält strenge 2G-Regeln – Zugang zu Restaurants, Läden oder Veranstaltungen nur für Geimpfte und Genesene – nicht für sinnvoll. 3G-Modelle, also Negativ-Getesteten auch Zugänge zu gewähren, seien der bessere Ansatz. »Ich halte nichts davon, den Druck auf Nichtgeimpfte weiter massiv zu erhöhen« , sagt der FDP-Politiker in der ARD. Das führe nicht zum Erfolg. Tests seien wichtig und müssten scharf kontrolliert werden.
Die Coronasituation für Kinder
Vor allem bei Kindern steigen die Coronazahlen dramatisch. Besorgte Eltern warten darauf, dass endlich die Kinderimpfung kommt. Welche Rolle dabei die Stiko spielt, wie dieses Gremium funktioniert und warum es so lange braucht, lesen Sie hier.
Trotz Rekord-Coronazahlen haben mehrere Bundesländer die Maskenpflicht in Schulen abgeschafft. Die britische Gesundheitswissenschaftlerin Nisreen Alwan erklärt, wie riskant das ist: »Nehmen Sie die Gesundheit der Kinder ernst!«
Wie gehen andere Länder vor?
Mehr als eineinhalb Jahre nach Verhängung einer weitreichenden Einreisesperre dürfen geimpfte Europäer ab Montag wieder in die USA fliegen. Reisende müssen vor Abflug nachweisen, dass sie vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind. Sie müssen außerdem am Flughafen einen höchstens drei Tage alten negativen Coronatest vorlegen und ihre Daten für eine mögliche Kontaktnachverfolgung hinterlassen.
In Österreich gelten angesichts des starken Anstiegs der Infektionszahlen ab Montag deutlich verschärfte Coronamaßnahmen. In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens greift die sogenannte 2G-Regelung: Der Besuch von Restaurants, Friseuren oder Veranstaltungen ab 25 Gästen ist nur noch für Geimpfte und Genesene erlaubt. Bei der Arbeit sollen weiterhin auch Tests möglich sein.
Mehr dazu lesen Sie hier: Österreich führt bundesweit 2G-Regel ein
Die Schweiz reagiert auf das höhere Infektionsgeschehen mit einer nationalen Impfwoche. Vom 8. bis zum 14. November 2021 können Schweizerinnen und Schweizer verschiedene Impfangebote nutzen. Die Landesregierung setzt Millionen von Franken an Steuergeldern ein, um den mRNA-Impfstoff an die Bevölkerung zu bringen.

Werbung für die Schweizer »Nationale Impfwoche«
Foto: Andreas Haas / imago images / imago images/Andreas HaasDänemark hatte Anfang Oktober alle Coronamaßnahmen aufgehoben. Seitdem ist die Zahl der Coronafälle stark gestiegen. Zuletzt verzeichneten die Behörden den zweiten Tag in Folge mehr als 2000 neue Fälle. Das Gesundheitsministerium erwägt nun, das Coronavirus erneut als »Bedrohung für die Gesellschaft« einzustufen, was seit September nicht mehr der Fall war.
In den Niederlanden haben mehrere Tausend Menschen gegen die verschärften Coronamaßnahmen demonstriert. Seit Samstag gilt angesichts stark gestiegener Infektions- und Patientenzahlen die Maskenpflicht wieder für alle öffentlich zugänglichen Orte wie Geschäfte, Bibliotheken, Bahnhöfe, Krankenhäuser und Hochschulen. Der Nachweis von Impfung, Genesung oder Coronatest ist nun für mehr Orte wie etwa Sportklubs, Fitnesscenter und Zoos verpflichtend. Bürger sollen auch wieder den Sicherheitsabstand von 1,5 Meter wahren.