Linke kritisiert Lauterbachs Pläne zum Kampf gegen Long Covid »Eine Seite online schicken ist noch keine Aufklärungskampagne«

Seit zwei Jahren sind Spätfolgen nach einer Coronaerkrankung bekannt. Die Bundesregierung hat sich dem Thema bislang wenig gewidmet. Einen Vorstoß von Gesundheitsminister Lauterbach hält die Linke für unzureichend.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach

Foto: Stefanie Loos / AFP

Rund zehn Prozent der Coronaerkrankten leiden Studien zufolge unter Spätfolgen ihrer Infektion. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verhandelt darüber, mehr Geld für die Forschung zu Long Covid zur Verfügung zu stellen – und will Ende Mai eine Aufklärungswebseite online stellen . Der Opposition reicht das nicht aus.

»Eine Seite online schicken ist noch keine Aufklärungskampagne«, sagt Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linkenfraktion im Bundestag, dem SPIEGEL. Diese wäre aber dringend nötig. Die Probleme seien ähnlich wie bei der Impfkampagne. Auch dort sei die Aufklärung nicht zielgruppenspezifisch genug gewesen.

Mit ihrer Kritik ist die Linke nicht allein. Long-Covid-Betroffene fordern von der Bundesregierung eine groß angelegte Aufklärungskampagne sowie eine Koordinierungsstelle für den Umgang mit der Krankheit. Ähnliche Stimmen gab es auch schon aus der Union.

»Man hätte die Erkenntnisse über Long Covid viel stärker in die Impfkampagne einbauen müssen«, sagt Vogler. Lauterbach hatte Long Covid immer wieder in Bundestagsreden erwähnt – doch der Ampelkoalitionspartner FDP lehnte die Folgeerkrankung als Begründung etwa für Schutzmaßnahmen ab.

Vogler sagt, Lauterbach sei »als Mahner ins Amt gekommen, und jetzt fällt auf, dass Mahnen seine Kernkompetenz ist, aber Umsetzen nicht so richtig«. Lauterbach lasse sich zu sehr von der FDP treiben. Das Thema Long Covid stehe immer noch nicht ganz oben auf der Agenda der Bundesregierung.

Schon das Chronische Fatigue-Syndrom ME/CFS, unter dem viele Patientinnen und Patienten auch nach einer Coronaerkrankung leiden, wurde in der Vergangenheit kaum erforscht. Fachleute bemängeln, das liege auch daran, dass es vermehrt bei Frauen auftritt. »Wir haben eine unterschiedliche Wahrnehmung nach Geschlecht: Es wird erheblich mehr für Männerkrankheiten geforscht als für Frauen«, kritisiert Vogler.

mfh
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