Ost-Ministerpräsidenten Haseloff und Kretschmer gegen Verschärfung der Corona-Maßnahmen

Trotz steigender Corona-Zahlen lehnen die Ministerpräsidenten von Sachsen und Sachsen-Anhalt strengere Corona-Regeln ab. Sie wollen weiterhin ihren eigenen Weg gehen und fordern Freiwilligkeit statt Zwang.
Haseloff und Kretschmer (r., beide CDU) bei einem gemeinsamen Treffen 2018

Haseloff und Kretschmer (r., beide CDU) bei einem gemeinsamen Treffen 2018

Foto: Monika Skolimowska / DPA

Kurz vor der Ministerpräsidentenkonferenz zu Corona-Maßnahmen sprechen sich ostdeutsche Regierungschefs trotz der gestiegenen Infektionszahlen gegen strengere Regeln aus. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte der "Bild am Sonntag": "In Sachsen-Anhalt verfolgen wir weiter unseren eigenen Weg. Die Infektionen in Sachsen-Anhalt gehen leicht nach oben, sind aber noch nachverfolgbar und aktuell kein Grund, darüber nachzudenken, die Maßnahmen wieder zu verschärfen."

Sein sächsischer Amtskollege Michael Kretschmer (CDU) fordert in der Zeitung Freiwilligkeit statt Zwang: "Ich setze auf die Eigenverantwortlichkeit der Menschen, die sich jetzt im Herbst verstärkt disziplinierter verhalten werden und müssen."

Risikoempfinden steigt - trotzdem werden Menschen nachlässiger

Die Bürger sprechen sich mehrheitlich gegen eine Verschärfung der Corona-Regeln aus. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar für die "Bild am Sonntag" wollen 57 Prozent der Befragten die Maßnahmen in ihrer aktuellen Form beibehalten, acht Prozent sprachen sich für eine Lockerung aus, 33 Prozent für eine Verschärfung.

Auch in einer länderübergreifenden Umfrage des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) hielt die Mehrheit der 7000 Befragten in Deutschland das Risiko einer Covid-19-Erkrankung für hoch oder gar sehr hoch. Ihr Anteil ist zwischen Juni und September wieder gestiegen. Allerdings setzen bei der Einhaltung der Corona-Maßnahmen offenbar Ermüdungserscheinungen ein.

Im April achtete laut eigenen Angaben immerhin fast jeder Zweite darauf, sich 20 Sekunden lang die Hände zu waschen. Bis zum September ist die Zahl gesunken. Ähnlich ist die Tendenz bei den Abstandsregeln. Auch auf Umarmungen, Begrüßungsküsse oder einen Handschlag wollen laut der Umfrage immer weniger verzichten. (Mehr dazu lesen Sie hier .)

Kommt eine bundesweit einheitliche Grenze für Feiern?

Wegen der steigenden Infektionszahlen in Deutschland hatten Ärzte und Landkreise bundesweit einheitliche Grenzen für Privatfeiern gefordert. Ab 50 Teilnehmern einer privaten Feier werde es "logistisch extrem schwierig, die Kontakte nachzuverfolgen, wenn ein Covid-Positiver unter der Gesellschaft war", sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager (CDU). Er fordert eine Obergrenze unterhalb von 50 Teilnehmern.

In einer SPIEGEL-Umfrage hatte auch die Mehrheit der Deutschen sich für eine bundesweit einheitliche Obergrenze ausgesprochen. Ob die Ministerpräsidenten Haseloff und Kretschmer dieser zustimmen werden, bleibt nach ihrer aktuellen Ankündigung jedoch fraglich.

In Sachsen-Anhalt dürfen bei privaten Feiern derzeit bis zu 50 Menschen zusammenkommen. Werden Feste wie Hochzeiten, Trauerfeiern oder Vereinstreffen professionell organisiert, dürfen in geschlossenen Räumen bis zu 500 Menschen feiern. Ab November sollen 1000 Teilnehmer erlaubt sein.

In Sachsen dürfen in Gaststätten oder angemieteten Räumen bis zu 100 Menschen an Familienfeiern teilnehmen. Bei Betriebs- oder Vereinsfeiern gilt eine Obergrenze von 50 Personen.

koe/dpa
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