Innenminister rät zu »Gelassenheit« Seehofer will an kostenlosen Coronatests festhalten

Sollen Ungeimpfte bald für Corona-Schnelltests zahlen? Innenminister Horst Seehofer ist dagegen. Auch eine Impfpflicht lehnt er ab. Angesichts der lahmenden Impfkampagne fordert er mehr »Gelassenheit«.
Innenminister Horst Seehofer: »Strikter Gegner einer Impfpflicht«

Innenminister Horst Seehofer: »Strikter Gegner einer Impfpflicht«

Foto: ANDREAS GORA / POOL / EPA

Braucht es einen finanziellen Hebel, um mehr Menschen zu einer Coronaimpfung zu bewegen? Mehrere Politiker, darunter Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), hatten zuletzt angeregt, die derzeit kostenlosen Schnelltests kostenpflichtig zu machen, sobald alle die Möglichkeit hatten, vollen Impfschutz zu erwerben. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schloss kostenpflichtige Tests für die Zukunft nicht aus.

Widerstand dagegen kommt nun von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). »Solange die Pandemie anhält, würde ich nichts an der Kostenfreiheit ändern. Ich möchte, dass denen, die weder geimpft noch genesen sind, die Chance des Tests bleibt«, sagte Seehofer der »Mittelbayerischen Zeitung «.

Seehofer fürchtet fehlenden Überblick durch ausbleibende Tests

Seehofer bereitet an dem Vorstoß offenbar Sorge, dass durch die Bezahlpflicht die Zahl der Tests rapide sinken könnte und so etliche Infektionen unentdeckt blieben. »Was glauben Sie, wie viele Leute den Test nicht mehr machen oder machen können, wenn er nicht kostenfrei ist? Damit könnte ein verstecktes Infektionsgeschehen stattfinden«, warnte der Minister.

Auch zu einer derzeit diskutierten Impfpflicht äußerte sich Seehofer deutlich. Er sei »strikter Gegner einer Impfpflicht«. Verpflichtungen, etwa von Unternehmen für ihre Mitarbeiter, lehne er ebenfalls ab. »Ganz allergisch reagiere ich, wenn jemand sagt: Wenn du nicht geimpft bist, wirst du bei uns nicht mehr beschäftigt. Oder weil du nicht geimpft bist, bekommst du keine Kranken- oder Lebensversicherung. Davor kann ich nur dringend warnen.«

Er selbst könne »nur dafür werben, dass man sich impfen lässt«, sagte Seehofer und betonte: »Die Impfung hilft. Es ist bis dato der beste Schutz gegen eine potenziell tödliche Krankheit.« Seehofer hatte im April eine Impfung mit dem Präparat von AstraZeneca abgelehnt, später erhielt er eine erste Dosis des Vakzins von Biontech. Mitte Mai wurde der Minister positiv auf das Coronavirus getestet. Bei ihm selbst habe schon die Erstimpfung Angaben der Ärzte zufolge zu einem milden Verlauf geführt, sagte Seehofer nun.

Angesichts der zuletzt deutlich erlahmenden Impfkampagne mahnte Seehofer zu Entspannung. »Der Staat hat noch genügend Möglichkeiten, für die Impfung zu werben. Er sollte die notwendige Gelassenheit aufbringen. Es braucht nicht jeden Tag ein Stimmengewirr, was alles am Horizont droht, wenn sich die Leute nicht impfen lassen.«

fek/dpa
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