Reisebeschränkungen Portugal und Russland als Virusvariantengebiete eingestuft

Schlechte Nachricht für deutsche Portugal-Urlauber: Das Land wurde als Virusvariantengebiet eingestuft – Rückkehrer müssen dadurch für 14 Tage in Quarantäne. Auch für Russland gilt das jetzt.
Portugals Hauptstadt Lissabon ist besonders von der Delta-Variante betroffen

Portugals Hauptstadt Lissabon ist besonders von der Delta-Variante betroffen

Foto: Starcevic / iStock Unreleased / Getty Images

Die Bundesregierung hat Portugal und Russland als Virusvariantengebiete eingestuft, für die besonders strenge Regeln bei der Wiedereinreise nach Deutschland gelten. Die Einstufung gilt ab Dienstag um Mitternacht, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitagabend mitteilte. Die Einstufung des südeuropäischen Urlaubslands erfolgt den Angaben zufolge zunächst für zwei Wochen, eine Verlängerung ist aber möglich.

Mit 1556 neuen Ansteckungen binnen 24 Stunden wurde am Donnerstag nach Angaben des portugiesischen Gesundheitsministeriums der höchste Wert seit Februar registriert. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC hat Portugal inzwischen mit einer 14-Tage-Inzidenz von gut 124 den höchsten Wert aller 30 erfassten Länder. Zum Vergleich: Deutschland weist 25 auf.

Für Deutsche, die in Portugal ihren Urlaub verbringen, hat die neue Einstufung Folgen: Sie müssen sich bei der Rückkehr 14 Tage in Quarantäne begeben. In dieser Zeit ist es nicht erlaubt, das Haus oder die Wohnung zu verlassen oder Besuch zu empfangen.

Über die Einstufung Portugals hatte es im Corona-Krisenstab der Bundesregierung Streit gegeben. Das Verkehrsministerium von Andreas Scheuer drängte darauf, die Azoren und Madeira von der Kategorie Virusvariantengebiet auszunehmen.

Formal sind im Corona-Krisenstab nur das Bundesinnenministerium, das Bundesgesundheitsministerium und das Auswärtige Amt stimmberechtigt, aber die Argumente des Verkehrsressorts wurden offenbar so ernst genommen, dass die Entscheidung – anders als üblich – nicht von den Fachbeamten getroffen wurden, sondern bis zu den Staatssekretären hochging. Am Ende aber entschieden diese, sich über die Bedenken des Verkehrsressorts hinwegzusetzen und auch die beliebten Urlaubsinseln im Atlantik als Virusvariantengebiete einzustufen.

»Wir befinden uns in einer kritischen Phase«

Wegen der besorgniserregenden Ausbreitung der Delta-Variante und einer Zunahme der Infektionsfälle hatte die Regierung Portugals die für kommenden Montag vorgesehenen Lockerungen der Corona-Einschränkungen schon am Donnerstag für weite Teile des Landes ausgesetzt. »Wir befinden uns in einer kritischen Phase«, sagte Präsidentschafts-Ministerin Mariana Vieira da Silva.

Lissabon – wo die Delta-Variante bereits mehr als 70 Prozent aller Fälle ausmacht – wird wieder zwischen Freitagnachmittag und dem frühen Montagmorgen abgeriegelt. Allerdings dürfen die gut 2,8 Millionen Bewohner anders als vor einer Woche den Großraum »Area Metropolitana« diesmal nicht nur aus »triftigem Grund« wie etwa Arbeit oder Arztbesuch verlassen. Man darf auch dann raus, wenn man einen negativen Test, einen Nachweis über eine vollständige Immunisierung oder über eine Genesung von der Krankheit vorlegt.

Die Delta-Variante breitet sich rasant aus. Nach Auskunft der weltweiten Wissenschaftsinitiative GISAID, die weltweit freien Zugang zu Sars-CoV-R-Genomdaten fördert, betrug der Anteil der Delta-Variante an den in den vergangenen 30 Tage sequenzierten Proben in Portugal 84 Prozent, in Deutschland hingegen nur 4 Prozent. Die 7-Tage-Inzidenz lag in Lissabon zuletzt bei 181, in der Algarve bei 131. Zwar sind die Zahlen auf den Azoren oder Madeira deutlich niedriger, aber als wirklich belastbar werden sie von der Bundesregierung nicht angesehen.

Auch Russland betroffen

Deutschland hat bisher 14 Länder als Virusvariantengebiete eingestuft, darunter mit Großbritannien auch ein Land in Europa. Neben Portugal ist zudem auch Russland betroffen, wo sich die Coronalage in den vergangenen Wochen dramatisch verschärft hat. Betroffen ist vor allem Europas größte Metropole Moskau mit schätzungsweise zwölf Millionen Einwohnern. Am Freitag meldeten die Behörden dort 7900 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Landesweit gab es demnach 20.300 Neuinfektionen. 601 Menschen starben binnen eines Tages mit dem Virus – so viele wie seit Ende vergangenen Jahres nicht mehr. In vielen Regionen gelten deshalb neue Einschränkungen, um die Lage in den Griff zu bekommen.

als/csc/mjm/dpa
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