
So gesehen Restbestände


Thomas Frey / dpa
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Die Maskenpflicht ist weitgehend abgeschafft, die Fallzahlen sind niedrig, die Krankheitsverläufe für die meisten nicht mehr gefährlich: Die Coronapandemie scheint überstanden. Nun sucht das Land nach Verwendungsmöglichkeiten für nicht mehr benötigte Covid-Ressourcen.
Vielerlei Umschichtungen sind nahe liegend: Frei gewordene Kapazitäten in Krankenhäusern können nun wieder für aufgeschobene Operationen an Oberweiten eingesetzt werden. Tausende Medienschaffende, die in den vergangenen Jahren minütlich Corona-Liveticker mit dem jüngsten Pandemiegeschehen befüllten, widmen sich nun der Klima-, Ukraine- und Ampelkrise. Besorgte Bürgerinnen und Bürger, die angesichts der Coronamaßnahmen die staatlich verordnete Abschaffung der Demokratie diagnostizierten, kehren an ihre Stammtische zurück und entwickeln hoffnungsfroh neue Untergangsszenarien. Die Bundesländer verbrennen 17 Millionen Schutzmasken, weitere werden granuliert und als Dämmstoff und Autobahn-Flüsterasphalt verbaut. Ein Sonderkontingent geht, zu weichen Kissen vernäht, als Spende an die Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim z. Hd. Andrea Tandler. Die Homeoffice-Ausstattung in Privathaushalten dient zunehmend nicht mehr der öden und einsamen Arbeit im Wohnzimmerbüro, sondern erquicklicher Bildschirm-Freizeitbeschäftigung mit Computerspielen und Filmchenkonsum für Kinder und Erwachsene. Die gehorteten Toilettenpapierbestände werden unter Verwendung von mindestens zwölf Blatt pro Wischvorgang zügig verspült.
Manch eigens und unter hohen politischen Kosten erworbenes Spezialgerät jedoch findet auch beim besten Willen keine Verwendung: In der Pandemie galt es als überlebenswichtig, aus heutiger Perspektive lässt sich das kaum noch erklären. Selbst Experten stehen vor einem Rätsel: Was tun mit Karl Lauterbach?