Medizinische Unterstützung Bundeswehr schickt Hilfsflüge nach Portugal

Medizinisches Personal vor dem neuen Triagezentrum für Corona-Patienten in Lissabon
Foto: Pedro Fiuza / dpaDie Bundeswehr schickt wegen der katastrophalen Lage in Portugal schon Anfang nächster Woche Hilfsflüge mit medizinischem Personal und Material nach Portugal. Nach SPIEGEL-Informationen soll ein Team von 27 Ärzten und Sanitätern umgehend mit einem Truppentransporter nach Portugal geschickt werden, um in den völlig überlasteten Krankenhäusern auszuhelfen. Das Notfallteam soll zunächst drei Wochen in Portugal bleiben.
Zudem schickt die Bundeswehr ebenfalls nächste Woche medizinisches Material in das Krisenland. Mit Transportfliegern sollen Feldkrankenbetten sowie stationäre und mobile Beatmungsgeräte eingeflogen werden, da diese dringend für Corona-Patienten gebraucht werden. Im Wehrressort wird fortlaufend über weitere Hilfen nachgedacht, da die Lage in Portugal von den mit Krisen erfahrenen Experten der Bundeswehr als dramatisch eingeschätzt wird.
Rund 70 Prozent des Krankenhauspersonals infiziert
Die portugiesische Regierung hatte am vergangenen Wochenende direkt bei Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer um Hilfe gebeten. Das Land erlebt derzeit eine massive Ausbreitung der zuerst in Großbritannien entdeckten Corona-Mutation. Die Kurve der Neuinfektionen steigt steil an, derzeit verzeichnet man bei der Sieben-Tage-Inzidenz einen weltweiten Rekordwert von über 800. Deswegen überprüfte die Bundeswehr mit einem schnell entsandten Expertenteam in Lissabon, was am dringendsten gebraucht wird.
Bei den Besprechungen in Lissabon wurde den Bundeswehrexperten von den lokalen Beamten im Gesundheitsministerium ein katastrophales Bild geschildert. Das Gesundheitssystem sei vollkommen überlastet und nicht auf die Behandlung von Covid-Patienten vorbereitet.
Rund 70 Prozent des Pflegepersonals in den Krankenhäusern sei selbst mit Corona infiziert, so der Befund der portugiesischen Regierung, von dem die Bundeswehrexperten am Freitag berichten. Deswegen sei jeder Arzt und jeder Sanitäts-Soldat aus Deutschland eine Hilfe. Das Ausfliegen von Patienten indes sei vorerst nicht notwendig.
Anmerkung der Redaktion: Nach dem Erscheinen dieses Beitrags meldete sich der portugiesische Botschafter in Deutschland beim SPIEGEL und teilte mit, dass keineswegs 70 Prozent des Pflegepersonals mit Corona infiziert seien. Derzeit gebe es in dem Sektor mit 11604 aktiven Fällen nur eine Infektionsrate von etwa acht Prozent, so Francisco de Menezes. Die in dem Beitrag erwähnte Zahl von 70 Prozent indes stammte aus einem internen Bundeswehr-Vermerk über Gespräche eines Teams der Truppe im Gesundheitsministerium in Lissabon in der vergangenen Woche. Möglicherweise ist es dabei zu einem Missverständnis gekommen.